01.07.2021, Baden-Württemberg, Karlsruhe: Bei einer Protestaktion gegen den Waffenhersteller Sig Sauer liegt auf dem Marktplatz auf einer kolumbianischen Fahne eine untauglich gemachte Softairwaffe des Typs „Sig Sauer P226“, die mit roter Farbe bekleckert ist. (dpa)
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Der norddeutsche Waffenhersteller Sig Sauer muss seine Erlöse von gut elf Millionen Euro aus illegalen Exporten nach Kolumbien an den Staat abführen. Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe bestätigte am Donnerstag weitgehend ein entsprechendes Urteil des Landgerichts Kiel vom April 2019. (Az: 3 StR 518/19) Sig Sauer hatte zwischen 2009 und 2011 knapp 40.000 in Deutschland hergestellte Pistolen zunächst an eine Konzerntochter in die USA geliefert. Diese verkaufte die Pistolen für 11,1 Millionen Euro an die US-Nationalpolizei. Die deutschen Behörden hatten das Geschäft unter der Bedingung des Verbleibs der Waffen in den USA genehmigt. Nach den Feststellungen des Landgerichts Kiel stand tatsächlich aber bereits im Vorfeld fest, dass die Pistolen nach Kolumbien weitergeliefert werden sollten. Wegen eines Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz verurteilte das Landgericht deshalb drei ehemalige Manager des Konzerns zu Bewährungsstrafen. Dies stand vor dem BGH nicht mehr im Streit.

Sig-Sauer-Waffen in Händen von Drogenbanden, Paramilitärs und Guerillagruppen

Zudem hatte das Landgericht die Einziehung der kompletten Verkaufserlöse bei drei Unternehmen der Sig-Sauer-Unternehmensgruppe angeordnet. Dagegen wehrten sich diese Unternehmen. Der BGH wies ihre Klagen nun jedoch weitgehend ab. Das Landgericht habe die Einziehung zu Recht bejaht und auch den Betrag zutreffend bestimmt. Allerdings soll das Landgericht Kiel die Beteiligung der Konzernmutter Sig Sauer GmbH & Co. KG in Eckernförde noch näher aufklären. Nach den bisherigen Feststellungen sei unklar, ob diese das Geschäft gezielt an andere Unternehmen der Gruppe ausgegliedert habe, um den Verkauf nach Kolumbien zu verschleiern, und ob sie trotzdem an dem Geschäft verdient habe. Letztlich geht es dabei aber nur darum, wie die drei Unternehmen der Sig-Sauer-Gruppe sich die 11,1 Millionen Euro aufgeteilt hätten. Nach Angaben der Menschenrechts- und Kinderhilfsorganisation terre des hommes in Osnabrück werden Sig-Sauer-Waffen in Kolumbien von Drogenbanden, Paramilitärs und Guerillagruppen bei Verbrechen eingesetzt. Zudem würden sie im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen durch Polizei und Militär verwendet.

AFP