Das Landesarbeitsgericht Berlin verhandelt eine Klage der Geschäftsführerin des Feuerwehrverbands gegen ihren Arbeitgeber. Die türkischstämmige Juristin Müjgan Perçin aus Berlin-Kreuzberg wurde 2016 Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) in Berlin. Perçin sei als Frau und Muslimin bei der Feuerwehr als Fremdkörper behandelt worden, berichtet die „taz“ am Montag. Dagegen zieht die Geschäftsführerin Perçin vor Gericht.
Bei der Klage geht es hauptsächlich um Diskriminierung und sexuelle Belästigung. Der DFV weist alle Beschuldigungen von sich. Rassismus und Diskriminierung hätten beim Deutschen Feuerwehrverband keinen Platz und spielten bei der Zusammenarbeit auch keine Rolle.
2016 hatte der Ex-Feuerwehrpräsident Hartmut Ziebs sie gegen den Widerstand der DFV-Mitglieder eingestellt. Die Einstellung einer Türkeistämmigen und seine Haltung gegenüber „rechtsnationale Tendenzen“ wurden ihm später zum Verhängnis. Dezember 2019 musste Ziebs zurücktreten. Perçin hingegen ist seit Monaten krankgeschrieben.
Der Geschäftsführerin wurde unmissverständlich klar gemacht, sie passe „hier nicht rein“. Über WhatsApp wurden ihr anzüglich Annährungsversuche gemacht. Sie erhielt Nachrichten wie „Ich schicke Dir einen süßen Gutenachtkuss, welchen ich dir gern selber und in echt mal geben würde, wenn ich das darf“. Von diesem Fehlverhalten will der DFV nichts wissen und hat Klageabweisung beantragt.
Ex-Chef Hartmut Ziebs hält die Beschuldigungen für begründet. Er habe versucht, die Vorwürfe aufzuklären, ist aber damit kläglich gescheitert. Trotz Unterstützung durch Parteien und der Gewerkschaft Verdi blieben seine Bemühungen ergebnislos. Ziebs habe sich stets bemüht, die Männerdomäne Feuerwehr für Frauen und andere gesellschaftliche Gruppen zu öffnen. Damit habe er auch dem Nachwuchsproblem vorsorgen wollen.
Die Wahl von Müjgan Perçin sei unter diesem Gesichtspunkt ideal gewesen. Sie war bis 2016 Mitarbeiterin der Grünen in NRW. Das Referendariat absolvierte die Juristin beim Polizeipräsidenten von Berlin und machte auch Station bei den Vereinten Nationen in New York. An ihrer Qualifikation gibt es keine Zweifel. Dennoch hat sich Ziebs mit der Wahl Perçins zur Geschäftsführerin in die Abschlusslinie katapultiert.
TRT Deutsch
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