08.07.2021, Afghanistan, Masar-e Scharif: Ein afghanisches Mädchen, das aufgrund von von Kämpfen zwischen den Taliban und afghanischen Sicherheitskräften aus ihrer Heimat geflohen ist, steht vor einem Zelt und isst Brot. Tausende Menschen fliehen aus dem Norden des Landes, aus Angst vor der Taliban. (dpa)
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Flüchtlingshelfer haben an die Bundesregierung appelliert, die Aufnahme von durch die Taliban gefährdeten Menschen aus Afghanistan zu beschleunigen. Die Taliban suchten nach „Kollaborateuren“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Pro Asyl, Luftbrücke Kabul und dem Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte. Und: „Wir fordern ein schnelles und entschiedenes Handeln.“
Für Menschen, die von Deutschland bereits eine Aufnahmezusage erhalten hätten, müssten Visa bei der Ankunft erteilt werden. Die Bundesregierung müsse für direkte „Evakuierungsflüge“ von Afghanistan nach Deutschland sorgen. Die für die Einreise der Afghanen notwendige Sicherheitsprüfung könne angesichts der Verfolgung im Herkunftsland auch nach der Ankunft in Deutschland stattfinden.
Das Bundesinnenministerium müsse unter der neuen Ministerin Nancy Faeser (SPD) die unter ihrem Amtsvorgänger Horst Seehofer (CSU) herrschende „Abwehrhaltung“ aufgeben. Für die humanitäre Aufnahme dürfe es zudem keine Begrenzung geben. „Ein engherziges beispielsweise auf eine vierstellige oder niedrige fünfstellige Zahl begrenztes Programm ist absolut nicht ausreichend“, heißt es in dem gemeinsamen Papier.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte vor Weihnachten angekündigt, die Bundesregierung werde die Evakuierung von besonders schutzbedürftigen Menschen - darunter Menschenrechtsverteidiger und frühere Ortskräfte - beschleunigen. „Sie sind nicht vergessen“, versicherte Baerbock. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, alle in Sicherheit zu bringen.“ Auch steuere Afghanistan „in die größte humanitäre Katastrophe unserer Zeit“, warnte die Grünen-Politikerin mit Blick auf die schwere Hungersnot in dem Land. Große Teile der Wirtschaft in Afghanistan seien zusammengebrochen, viele Menschen müssten hungern, Familien verkauften in ihrer Verzweiflung ihre Töchter, um Nahrungsmittel kaufen zu können.

dpa