Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat eine Wiederbelebung des Getreideabkommens mit der Ukraine vom Westen abhängig gemacht. Eine Wiederaufnahme des Abkommens zur Ausfuhr ukrainischen Getreides „hängt von den westlichen Ländern ab, die ihre Zusagen einhalten müssen“, sagte Erdoğan am Dienstag in Ankara. Dem Westen warf er vor, nicht die Maßnahmen ergriffen zu haben, „die es ermöglicht hätten, die durch die Schwarzmeer-Initiative geschaffene positive Atmosphäre in einen Waffenstillstand und dann in ein dauerhaftes Friedensabkommen umzuwandeln“.
Die Haltung von Türkiye sei „klar“, sagte Erdoğan bei einer Botschafter-Konferenz in der türkischen Hauptstadt. Sollte sich der Krieg auf das Schwarze Meer ausweiten, werde dies „eine Katastrophe für unsere Region“ sein. Eine „Lösung“ könne aber gefunden werden, fügte der türkische Staatschef mit Blick auf ein kürzliches Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin hinzu.
Erdoğan: „Forderungen Russlands zur Kenntnis genommen“
In dem Telefongespräch mit dem Kreml-Chef habe Ankara vergangene Woche „die Forderungen Russlands zur Kenntnis genommen“, sagte Erdoğan, ohne jedoch weitere Details zu nennen. Russland fordert insbesondere die Aufhebung der mit den westlichen Sanktionen verbundenen Blockaden für die Ausfuhr seiner eigenen Agrarprodukte und Düngemitteln.
Präsident Erdoğan erinnerte auch daran, dass die Schwarzmeer-Getreide-Initiative aufgrund der Bemühungen von Türkiye zweimal verlängert wurde. Dies habe eine Nahrungsmittelkrise verhindert, so Erdoğan.
Im vergangenen Monat war Russland aus dem von der UNO und Türkiye vermittelten Getreideabkommen ausgestiegen, das der Ukraine trotz des Krieges den Transport von Getreide über das Schwarze Meer ermöglicht hatte. Seit dem Inkrafttreten des Abkommens vor einem Jahr waren so fast 33 Millionen Tonnen Getreide aus ukrainischen Häfen ausgeführt worden.
Putin reist August nach Türkiye
Im Juli kündigte Erdogan während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an, dass Putin im August Türkiye besuchen werde. Selenskyj kehrte jedoch von seinem Besuch in Türkiyei mit fünf ukrainischen Spitzenkommandeuren des Asow-Regiments aus Istanbul zurück, die eigentlich im Rahmen eines Gefangenenaustauschabkommens mit Moskau bis zum Ende des Konflikts in Türkiye hätten bleiben sollen.
Moskau reagierte verärgert. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte damals, es handele sich um einen „direkten Verstoß“ gegen das Abkommen mit Türkiye.
Ankara ist es gelungen, während des gesamten Ukraine-Krieges freundschaftliche Beziehungen sowohl zu Russland als auch zur Ukraine zu pflegen. Türkiye lieferte einerseits Waffen an die Ukraine, unterstützte aber andererseits keine westlichen Sanktionen gegen Russland.