Archivbild. 27.05.2022, Sachsen, Machern: Eine Frau hält einen Organspendeausweis in ihren Händen. Nach einer positiven Entwicklung 2020 ist die Zahl der Organspenden und -spender auch in Sachsen wieder zurückgegangen. (dpa)
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Niere, Leber oder Herz: Tausende Menschen in Deutschland brauchen ein lebensrettendes Spenderorgan. Sie warten oft jahrelang - viele vergeblich. Der Tag der Organspende am Samstag, der erstmals seit zwei Jahren wieder als Präsenzveranstaltung in Mainz begangen wird, soll unter dem Motto „Richtig. Wichtig. Lebenswichtig“ bundesweit den Fokus auf das Thema richten, denn die Spenden brachen in diesem Jahr dramatisch ein.

Einige Fragen und Antworten dazu: Wie viele Menschen warten auf ein Spenderorgan? Bundesweit stehen nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) derzeit rund 8500 schwer kranke Menschen auf der Warteliste für ein neues Organ. Bei jährlich hunderten Patienten verschlechtert sich der Gesundheitszustand so dramatisch, dass eine Transplantation nicht mehr möglich ist oder sie während der Wartezeit sterben, weil nicht rechtzeitig ein passendes Organ gefunden wurde. So starben im vergangenen 86 Herzpatienten und 407 Nierenpatienten, die auf der Warteliste standen. Allein rund 6600 Menschen brauchen eine neue Niere. Das sind viermal so viele Patienten, wie Transplantate im Jahresverlauf nach Deutschland vermittelt werden konnten. Insgesamt sind sogar hunderttausend Menschen auf die Dialyse angewiesen. Zum Teil lassen sich diese Patienten gar nicht mehr auf die Warteliste setzen, weil sie keine Hoffnung haben, überhaupt eine postmortale Organspende zu erhalten. Rund 850 Menschen warten zudem auf eine Leber und mehr als 700 auf ein neues Herz. Wie viele Spender gibt es? Nach dem Tiefpunkt im Jahr 2017, als die Organspendezahlen auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren sanken, stiegen sie 2018 zunächst wieder und stabilisierten sich in den Folgejahren weitgehend. Im vergangenen Jahr spendeten 933 Menschen nach ihrem Tod ihre Organe. Insgesamt 2979 Organe wurden transplantiert. Wie wirkt sich die Coronakrise aus? Nachdem die Zahlen 2020 und 2021 weitgehend stabil geblieben waren, verzeichnete die DSO zwischen Januar und April dieses Jahres einen dramatischen Einbruch. Die Zahl der Organspender sank in den ersten vier Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 26 Prozent, gleichzeitig ging die Zahl der in Deutschland nach dem Tod entnommenen Organe um rund 25 Prozent zurück. Auch die Transplantationen waren damit rückläufig. Die DSO führt dies zum Teil auf die hohen Coronazahlen zu Jahresbeginn und den damit einhergehenden erhöhten Personalausfall auf den Intensivstationen zurück. Als weiterer Grund gilt ein vorzeitiges Herzkreislaufversagen bei potenziellen Spendern, was eine Feststellung des Hirntods unmöglich macht. Dies aber ist Voraussetzung für eine Organspende. Normalerweise werden die Organe eines verstorbenen Spenders bis zur Operation durch intensivmedizinische Maßnahmen funktionsfähig gehalten. Gibt es einen Entscheidungszwang? Nein, die Entscheidung für oder gegen eine Organspende ist in Deutschland nach wie vor freiwillig. Voraussetzung für eine Organ- oder Gewebespende ist neben der Feststellung des Hirntods, dass ein Verstorbener zu Lebzeiten der Organspende zustimmte – mit einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung. Nur 44 Prozent dokumentierten dort ihre Entscheidung schriftlich. Ist dies nicht der Fall, werden die Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen gefragt, was aber sehr belastend sein kann. Welche Organe können gespendet werden? Das sind Niere, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm. Außerdem lassen sich Gewebe wie zum Beispiel Hornhaut oder Knochen verpflanzen. Im Spenderausweis können aber auch einzelne Organe ausgeschlossen werden.

AFP