Die deutsche Botschaft in Kabul (dpa)
Folgen

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan sollen die Verantwortlichen der deutschen Botschaft in Kabul ihre Evakuierung einem Medienbericht zufolge auf eigene Faust eingeleitet haben. Wie die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf mehrere mit den Vorgängen vertraute Menschen berichtete, habe die Bundesregierung Warnungen vor Ort zunächst nicht ernst genug genommen.

Der Entschluss zur Evakuierung wurde der Zeitung zufolge am vergangenen Sonntag um kurz vor 12.30 Uhr (Ortszeit) eigenständig in Kabul gefasst. Wenig später sei die Evakuierung angeordnet worden – auf eigene Faust. Erst danach habe der Vize-Botschafter eine E-Mail mit der Bitte um Freigabe ans Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts geschickt.

„Unverzüglich grünes Licht“ gegeben

Das Auswärtige Amt sagte der „Welt am Sonntag“ hingegen, man habe immer einvernehmlich mit der Botschaft gehandelt. Über das Wochenende habe man in „engstem Kontakt“ über die Evakuierungsvorbereitungen gestanden. Am Freitag sei auch die Einschätzung der Botschaft so gewesen, dass zwar die Sicherheit nicht mittel- oder langfristig zu gewährleisten sei, kurzfristig aber schon.

Während die Vorbereitungen zur Evakuierung bereits liefen, seien die „Zeitlinien dafür am Samstag durch die rapide Verschlechterung der Lage immer kürzer“ geworden. Als die Botschaft am Sonntag um die sofortige Evakuierung gebeten habe, habe man „unverzüglich grünes Licht“ gegeben.

Die Taliban waren nach einem raschen Eroberungsfeldzug am vergangenen Sonntag in Kabul einmarschiert und damit knapp 20 Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt. Zehntausende Menschen versuchen derzeit, aus dem Land zu fliehen.

AFP