18.07.2021, Nordrhein-Westfalen, Erftstadt: Ein Panzer der Bundeswehr zieht einen Wagen aus der Flut. (dpa)
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Mitte Juli führte die Hochwasserkatastrophe in Erftstadt-Blessem bei Köln zu einem gewaltigen Erdrutsch - jetzt sahen sich Bürgerinnen und Bürger erneut beunruhigt: Die anhaltenden Regenfälle der vergangenen Tage ließen den Pegel des Flusses Erft abermals ansteigen. Dadurch wurde ein provisorischer Vordamm in Höhe der Kiesgrube Blessem überflutet.

Stadt versucht aufgeschreckte Bewohner zu beruhigen
In einer nächtlichen Aktion mit schwerem Gerät und etwa 50 bis 60 Helfern konnte die Bresche in dem Damm bis Montagmorgen zugeschüttet werden. „Es war eine richtig dicke Baustelle mit Flutlicht und Technischem Hilfswerk“, sagte Bernd Bucher, Vorstand des Erft-Verbands, der Deutschen Presse-Agentur. Gefahr für die Anwohner habe nicht bestanden. „Dennoch wollten wir hier keine zusätzlichen Risiken eingehen, gerade auch um die Bevölkerung nicht unnötig zu verunsichern.“
Am Sonntagabend war die Bevölkerung durch Lautsprecherdurchsagen der Feuerwehr über die Lage informiert worden. Dies führte teils zu Verunsicherung. Ein Blessemer Bürger sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wer jetzt noch keinen Herzinfarkt bekommen hat...“ Die Stadt betonte jedoch, dass trotz der anhaltenden Regenfälle der vergangenen Tage und der dadurch verursachten Überspülung des Vordamms keine Gefahr bestanden habe. Die Abbruchkante der Kiesgrube sei in den vergangenen Wochen gut abgesichert worden.

Krater soll mit Erde aufgefüllt werden
In der Nähe der Kiesgrube hatte sich bereits in der Nacht zum 16. Juli ein Erdrutsch ereignet. Mehrere Häuser wurden mitgerissen, es entstand ein riesiger Krater. Viele Anwohner vermuten, dass der Erdrutsch mit der Kiesgrube in Zusammenhang steht. Bürgermeisterin Carolin Weitzel (CDU) hat angekündigt, dass unabhängige Gutachter des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen die Ursache der Erosion untersuchen. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt wegen des Verdachts der Baugefährdung.
Bucher sprach sich dafür aus, den Krater mit Erde aufzufüllen. „Wir denken, das Ganze gibt nur Ruhe, wenn wir diesen ganzen Krater verfüllen“, sagte er. Sonst fließe die Erft in Hochlage in geringem Abstand an dem Krater vorbei, was immer ein Sicherheitsrisiko darstelle. Die nötige Erde könne von umliegenden Feldern abgetragen werden. Anstelle des Kraters solle dann ein natürlicher Retentionsraum entstehen, in dem sich die Erft bei Hochwasser gefahrlos ausbreiten könne. Ein solcher Raum hätte sowohl einen ökologischen Wert als auch einen hohen Naherholungswert. Er hoffe, dass dies zügig in Angriff genommen werden könne.

dpa