Christian Drosten, Direktor Institut für Virologie, Charité Berlin, nimmt an einer Pressekonferenz über die steigende Zahl der Covid-19-Patienten in den deutschen Großstädten teil. (dpa)
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Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland hat ein weiteres Mal über der Marke von 4000 gelegen. Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitagmorgen 4516 neue Corona-Infektionen. Von Mittwoch auf Donnerstag war der Wert von 2828 auf 4058 erheblich angestiegen.

Für eine konkrete Schlussfolgerung sei es noch zu früh, hatte der Epidemiologe Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur gesagt. „Wir haben immer wieder sprunghafte Anstiege, die sich nicht notwendigerweise als Vorbote eines exponentiellen Anstiegs herausstellen.“ Er riet, weitere Daten zu berücksichtigen. „Wir müssen mehr auf die Erkrankungszahlen statt auf die reinen Laborbefunde schauen.“ Diese Zahlen seien stabiler gegen Schwankungen, die durch Wechsel in der Testaktivität entstehen könnten.

Die Zahl der Neuinfizierten verzeichnet einen sprunghaften Anstieg. Aktuell liegt sie bei mehr als 4500 neuen Infektionen. (Others)

„Irrlichter in öffentlicher Information zu Corona“

Der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, hat bei der Einschätzung der Gefährlichkeit des Coronavirus „Irrlichter“ in der öffentlichen Information beklagt. Manche würden jetzt darüber reden, ob denn die Erkrankung mit Covid-19 wirklich noch so gefährlich sei, sagte Drosten am Freitag in Berlin. Die Erkrankung sei weiter gefährlich, „die Informiertheit der Bevölkerung ist entscheidend“. Denn nur so ließen sich die richtigen Entscheidungen im Alltag treffen.

Drosten bekräftigte dabei seine Einschätzung einer in Deutschland wegen des vergleichsweise hohen Alters der Bevölkerung höheren Sterblichkeit durch das Coronavirus. Die Infektionssterblichkeit liege bei „einem Prozent oder etwas mehr“ in Deutschland. Das wäre eine etwa 20 Mal höhere Sterblichkeit als bei der Grippe.

Berlin denkt wegen Corona über Schichtbetrieb in Schulen nach

Angesichts der äußerst hohen Infektionszahlen in Berlin könnte sich der Alltag für Berliner Schüler und Eltern in der Coronakrise noch einmal deutlich ändern. „Wir werden wahrscheinlich auch da um Verständnis bitten müssen für unkonventionelle Wege“, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller am Freitag.

Der SPD-Politiker nannte neben Belüftungspausen in den Klassen die Möglichkeit, „dass wir vielleicht eine Art Schichtbetrieb in der Schule haben werden vormittags und nachmittags“. Das verringere die Kontaktmöglichkeiten. „Ich vermute, so etwas wird in den Wintermonaten nötig sein.“

Müller sagte, Berlin werde in den Schulen mit anderen Belüftungs- sowie mit Warnsystemen arbeiten. „Wir schaffen dafür jetzt gerade auch die technischen Geräte an.“

Sperrstunde in Berlin beginnt am Freitagabend um Mitternacht

Die hohen Neuinfektionszahlen betrifft jedoch auch die übrigen Berliner. Nachtschwärmer und Kneipengänger müssen sich in Berlin schon am Freitag auf die neue Sperrstunde einstellen. Der Senat hat am Dienstag vor dem Hintergrund der gestiegenen Infektionszahlen beschlossen, dass Restaurants, Bars, Kneipen und die meisten Geschäfte künftig zwischen 23 und 6 Uhr geschlossen sein müssen. Tankstellen dürfen in dem Zeitraum zwar geöffnet bleiben, aber keinen Alkohol nachts verkaufen.

Die neue Regelung, die bei der Eindämmung der Corona-Pandemie helfen soll, gilt nach Senatsangaben ab Samstag, 0.00 Uhr. Dann tritt die neue Verordnung in Kraft, in die die Sperrstunde aufgenommen wurde. Das bedeutet, dass Gastwirte am Freitag um Mitternacht schließen müssen – bis zum Samstagmorgen um 6 Uhr. Ab Samstagabend gilt die Sperrstunde dann entsprechend bereits ab 23 Uhr. Die Berliner Gastronomie hat die neuen Regeln bereits deutlich kritisiert.

dpa