Die Bundeswehr zieht den Beginn ihres Einsatzes im Hochwassergebiet in Sachsen-Anhalt vor und startet bereits an diesem Freitag. Die Soldaten seien auf dem Weg, die Arbeit werde spätestens ab Mittag aufgenommen, sagte eine Sprecherin der Bundeswehr am Morgen der Deutschen Presse-Agentur. Den Angaben zufolge sollen die Soldaten zunächst bis zum 14. Januar im Hochwassergebiet helfen.
Die Deiche seien sichtbar durchweicht, deshalb müsse eine Stabilisierung vorgenommen werden, sagte die Sprecherin. Ursprünglich war am Donnerstag ein Amtshilfeantrag des Landkreises bewilligt worden, der vorsah, dass 150 Soldaten ab dem 8. Januar für eine Woche beim Befüllen und Verteilen von Sandsäcken helfen.
Weil der Fluss Helme stark über die Ufer getreten war, hatte der Landkreis am 30. Dezember den Katastrophenfall ausgerufen. Den Angaben zufolge waren Anfang des Jahres rund 500 vom Landkreis koordinierte Helferinnen und Helfer im Einsatz. Hinzu kommen demnach mehrere Hundert zivile Freiwillige.
Bedroht von den Wassermassen im Landkreis Mansfeld-Südharz sind mehrere Orte entlang der Helme, diese fließt von Thüringen in die Talsperre Kelbra, anschließend weiter durch Mansfeld-Südharz und dann wieder nach Thüringen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war gemeinsam mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Donnerstag nach Sangerhausen gekommen, um sich ein Bild der Lage vor Ort zu machen.
Wetterdienst hebt alle Unwetterwarnungen auf
Betroffen vom Hochwasser sind neben dem Süden Sachsen-Anhalts vor allem Teile Niedersachsens. In Bayern bleibt die Lage im Norden und Osten kritisch. Auch aus Hessen wurden steigende Pegelstände gemeldet.
Immerhin soll der folgenschwere Dauerregen in vielen Regionen Deutschlands ein Ende haben: Der Deutsche Wetterdienst hob am frühen Freitagmorgen alle bestehenden Unwetterwarnungen vor ergiebigem Dauerregen auf. „Die Niederschlagsaktivität in den Mittelgebirgen hat deutlich nachgelassen und die Warnungen vor Dauerregen konnten aufgehoben werden“, teilten die Meteorologen mit. Und weiter: „Die im weiteren Verlauf erwarteten Niederschläge fallen teils als Regen, teils auch als Schnee, die Intensität macht nach aktuellem Stand keine Dauerregenwarnungen mehr notwendig.“
Nach dem Dauerregen steht ein Wetterumschwung bevor: Für weite Teile Deutschlands sagte der DWD Minusgrade, Glatteisgefahr und teils auch Schneefälle voraus. Für diesen Samstag etwa erwarten die Experten „verbreitet Frost bei 0 bis minus 7 Grad“, für Sonntag Frost bei «minus 2 Grad an der See, sonst minus 5 bis minus 9 Grad».
Steinmeier: Hochwasser-Helfer verdienen Dank der ganzen Nation
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte den Zehntausenden Helferinnen und Helfern in den Hochwassergebieten. „Alle, die bei diesem Hochwasser helfen, verdienen den Dank unserer ganzen Nation“, erklärte Steinmeier am Freitag. „Hier zeigt sich: Wenn es drauf ankommt, dann steht unser Land zusammen“ In der schriftlichen Erklärung kündigte Steinmeier an, dass er zu seinem Neujahrsempfang im Schloss Bellevue in der kommenden Woche Helferinnen und Helfer der freiwilligen Feuerwehr und des Technischen Hilfswerkes eingeladen habe, die beim Kampf gegen das Hochwasser im Einsatz gewesen seien. „Wir müssen allen, die schützen und retten, den Rücken stärken, sie alle sichtbar würdigen. Sie sind Vorbilder.“
Feuerwehrverband fordert Zehn-Milliarden-„Sonderprogramm“
Angesichts der weiterhin kritischen Hochwasserlage in mehreren Bundesländern drängt der Feuerwehrverband auf ein Zehn-Milliarden-„Sonderprogramm“ für Sicherheitsbehörden. Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV), Karl-Heinz Banse, begründete seine Forderung damit, dass es künftig häufiger Starkregen und Überschwemmungen geben werde.
DFV-Präsident Banse sagte den Tageszeitungen der Funke Mediengruppe: „Der Klimawandel wird dazu führen, dass Deutschland in Zukunft häufiger und intensiver Starkregen und Hochwasser durchleben wird. Deutschlands Sicherheitsbehörden müssen krisenfest werden. Dafür brauche es ein Sonderprogramm, ähnlich wie es nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine von Seiten der Bundesregierung für die Bundeswehr auferlegt wurde. Banse hob hervor, dass „zehn Milliarden Euro zusätzlich aus dem Bundeshaushalt für den Schutz der Bevölkerung“ notwendig seien. „Damit können wir wichtige Geräte für den Einsatz anschaffen: Sandsackfüllmaschinen, Pumpensysteme, geländegängige Fahrzeuge.“