05.04.2017, Nordrhein-Westfalen, Bonn: Ein Abzeichen der Bundeswehr am Ärmel eines Soldaten. (dpa)
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Eine am Mittwoch in drei Bundesländern erfolgte Razzia wegen des Verdachts der Bildung einer bewaffneten rechtsextremistischen Gruppe hat sich unter anderem auch gegen Bundeswehr-Reservisten gerichtet. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Lüneburg am Freitag. Demnach wurden bei der groß angelegten Aktion auch die Wohnanschriften von vier Reservisten durchsucht. Insgesamt gab es sieben Durchsuchungen.

Verdacht richtet sich gegen insgesamt neun Beschuldigte

Nach Angaben des Sprechers geht es in dem Fall um den Verdacht der Bildung einer rechtsextremistischen sogenannten Wehrsportgruppe. Bei den Razzien in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Berlin seien Waffen, Waffenteile und Munition beschlagnahmt worden. Die genauere rechtliche Relevanz der Funde werde noch geprüft. Den Beschuldigten werde vorgeworfen, sich der Gruppierung angeschlossen oder diese sogar befehligt zu haben, sagte der Behördensprecher weiter. Bereits am Donnerstag hatte das niedersächsische Innenministerium über die Ermittlungen und die Durchsuchungen berichtet. Demnach richtet sich der Verdacht gegen insgesamt neun Beschuldigte. Sie hätten mutmaßlich eine bewaffnete Gruppe mit rechtsextremistischem Hintergrund gebildet und Zugang zu Schusswaffen gehabt. Fast 200 Polizisten seien im Einsatz gewesen und hätten „beweiserhebliche Gegenstände“ beschlagnahmt.

„Wehrsportgruppen“ in den 1970ern Zentren des militanten Neonazismus Die Ermittlungen führt die Staatsanwaltschaft in Lüneburg, genauere Angaben zu den Orten der Durchsuchungsmaßnahmen oder den Beschuldigten machten die Behörden nicht. Die eigenmächtige Bildung einer bewaffneten Gruppierung ist in Deutschland verboten. Laut Strafgesetzbuch drohen eine Geldstrafe oder bis zu zwei Jahre Haft.

Vor allem im Westdeutschland der 1970er Jahre spielten sogenannte Wehrsportgruppen eine zentrale Rolle im militanten Neonationalsozialismus. Die bekannteste davon war die „Wehrsportgruppe Hoffmann“, aus der Oktoberfest-Attentäter Gundolf Köhler und Doppelmörder Uwe Behrendt hervorgingen. Köhler tötete am 26. September 1980 durch einen Sprengsatz am Festgelände 13 Menschen, Behrendt zwei Monate später einen Rabbiner und dessen Frau in Erlangen.

AFP