Das Vorzeigeprojekt für einen gemeinsamen europäischen Kampfjet stößt nach einem Medienbericht auf Vorbehalte. In einer geheimen Stellungnahme für das Verteidigungsministerium kommen Experten des Koblenzer Beschaffungsamts der Bundeswehr zu dem Schluss, dass der Vertrag mit Frankreich und Spanien „aus technisch-wirtschaftlicher Sicht nachverhandelt werden muss“, wie der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. In seiner jetzigen Form halten die Experten den Vertrag für „nicht zeichnungsreif“.
Es bestehe das „signifikante Risiko, dass kritische Technologien nicht, nicht rechtzeitig oder nicht in ausreichendem Maß reif gemacht werden“ und damit die Zeitvorgaben nicht eingehalten werden könnten, zitiert der „Spiegel“ aus dem Papier. „Innovative Technologieansätze“ seien ohnehin „kaum erkennbar“. Damit bestehe das Risiko, „dass essenzielle Technologien entweder gar nicht oder erst in späteren Phasen betrachtet werden und dann nicht finanzierbar“ seien.
Nach monatelangem Ringen hatten sich Deutschland, Frankreich und Spanien Mitte Mai im Grundsatz über das weitere Vorgehen bei dem Luftkampfsystem FCAS geeinigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Präsident Emmanuel Macron gaben dann am Montag die Einigung über die Entwicklung des neuen Kampfjets bekanntgegeben, der ab etwa 2040 dem Eurofighter und der französischen Rafale nachfolgen soll.
Nach Auffassung der Experten werden mit dem Vertrag „Strukturen und Regeln“ fortgeschrieben, die „nicht im deutschen Interesse sind und nahezu ausschließlich französischen Positionen genügen“, zitiert der „Spiegel“ weiter aus dem Bericht. Damit sei die „französische Dominanz im Programm sehr stark verankert“.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt laut dem Magazin auch ein geheimer Sachstandsbericht des Bundesverteidigungsministeriums aus der vergangenen Woche. Darin heiße es, die „starke französische Positionierung“ werde dazu führen, dass das Ziel verfehlt werde, „ein Kampfflugzeug der 6. Generation zu entwickeln“und das Projekt stattdessen zu einem „Rafale-Plus-Ansatz mit deutschen und spanischen Haushaltsmitteln“ werde.
5 Juni 2021
AFP
Ähnliche Nachrichten
Rechtsrock-Konzert in Neumünster von Polizei verhindert
Polizei verhindert Rechtsrock-Konzert in Neumünster: Nachdem rund 400 Teilnehmer aufgefordert wurden, das Gelände zu verlassen, griffen einige Rechtsradikale die Einsatzkräfte mit Stühlen und Bierdosen an. Bundespolizisten aus Hamburg rückten an.
14 Bundesländer passen Abschlussprüfungen nochmals an
Fast alle Bundesländern wollen laut einem Bericht die Abschlussprüfungen an den Schulen weiter erleichtern. Grund dafür ist der Unterrichtsausfall während der Pandemie. Hessen hat sich noch nicht entscheiden. Rheinland-Pfalz geht einen anderen Weg.
Selbe Kategorie
Jüdischer Aktivist kritisiert deutsche Repression gegen Palästina-Bewegung
Der jüdische Friedensaktivist Udi Raz wirft deutschen Behörden Repressionen gegen die Palästina-Solidaritätsbewegung im Lande vor. Raz spricht von einem Angriff auf die Bürgerrechte und kritisiert die massiven Waffenexporte Deutschlands nach Israel.
Gaza-Proteste: Türkische Universitäten zeigen Solidarität mit US-Studenten
An zahlreichen US-Universitäten organisieren Studenten Pro-Palästina-Demonstrationen, die von der Polizei gewaltsam aufgelöst werden. Nun haben türkische Universitäten ihre Solidarität mit der Studentenbewegung in den USA bekundet.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.