Screenshot aus einem am 22.12.2024 vom Saale Grill Bernburg zur Verfügung gestellten Video, das am 19. Dezember entstand, zeigt Taleb A., der den Imbiss betritt. / Photo: DPA (dpa)
Folgen

Knapp vier Wochen nach der Todesfahrt von Magdeburg wird immer klarer, wie kontinuierlich Deutschlands Sicherheitsbehörden über Jahre mit dem späteren Attentäter befasst waren. Auf 16 klein bedruckten Seiten listet eine Chronologie („Stand: 13.01.2025, 18:00 Uhr“) insgesamt 110 Vorfälle auf. Der Bericht stammt vom Bundesinnenministerium und beruht auf Daten, die Bundesbehörden und -länder dem Bundeskriminalamt (BKA) übermittelt hatten. Die akribische Feinarbeit ist ausdrücklich eingestuft als „Verschlusssache – nur für den Dienstgebrauch“ und liegt der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin vor. Der „Spiegel“ berichtete zuerst in seiner Online-Ausgabe darüber.

Behörden öfter mit Taleb A. befasst als bisher bekannt

Der Bericht zeigt, dass die Zahl der mitgeteilten Behörden-Vorgänge rund um Taleb A. vor dessen Attentat auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt deutlich höher liegt als bislang bekannt. Von 80 Vorfällen war nach der bisher letzten Sitzung des Innenausschusses des Bundestags Ende Dezember die Rede. Jetzt sind es 30 mehr. Aufklärung erwarten die Fraktionen aller im Bundestag vertretenen Parteien von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und den Behördenspitzen. Faeser ist am Donnerstagmittag erneut in das Gremium gekommen.

Faeser: „Hier wird jeder Stein umgedreht“

Auch BND-Chef Bruno Kahl, Verfassungsschutz-Vizepräsident Sinan Selen und BKA-Präsident Holger Münch sowie andere Behördenvertreterinnen und -vertreter stehen den Ausschussmitgliedern hinter verschlossenen Türen zur Verfügung. Statements der Abgeordneten und von Faeser wurden für den Nachmittag erwartet. Nach der Dezember-Sitzung des Gremiums zu dem Terrorakt hatte Faeser angekündigt: „Alle Hintergründe müssen gründlich ermittelt werden. Hier wird jeder Stein umgedreht.“

Steinmeier in Magdeburg

Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt war auch in Magdeburg selbst im Fokus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei einem Besuch am Nachmittag unter anderem einen Kranz niedergelegt. Im Anschluss wollte sich der Bundespräsident im Alten Rathaus in das Kondolenzbuch für die Opfer des Anschlags eintragen. Zudem war ein Gespräch mit Einsatz- und Hilfskräften geplant.

Kurz vor Weihnachten war ein 50-jähriger Mann mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts gerast. Bislang sind sechs Menschen gestorben, knapp 300 wurden zum Teil schwer verletzt.

Der mutmaßliche Todesfahrer fiel im Netz als islamfeindlicher Hetzer auf und äußerte dort Sympathien mit Israel und der AfD. Der Mann aus Saudi-Arabien sitzt in Untersuchungshaft.

TRT Deutsch und Agenturen