Archivbild. 05.07.2021, Nordrhein-Westfalen, Köln: Ein Nahverkehrszug fährt zum Hauptbahnhof Köln. (dpa)
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Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn rechnet der Beamtenbund dbb, zu dem auch die Lokführergewerkschaft GDL gehört, mit einer weiteren Zuspitzung. „Es wird vermutlich noch weitere Streikaktionen geben müssen“, sagte der dbb-Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach dem Berliner „Tagesspiegel“. Am Ende brauche jeder Tarifkonflikt einen Kompromiss, doch derzeit sehe es so aus, „dass es weiteren Druck braucht, damit der Vorstand der Bahn seine Strategie überdenkt“, sagte Silberbach.

Silberbach tritt ebenso wie der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky am Dienstag bei einer Kundgebung der Lokführer vor dem Bahn-Tower am Potsdamer Platz in Berlin auf. „Nach der Veranstaltung besprechen wir die Streiktaktik für die nächsten Tage und Wochen“, kündigte Silberbach gegenüber dem „Tagesspiegel“ an, wie die Zeitung am Montag in ihrer Online-Ausgabe berichtete.

Silberbach verteidigt Arbeitskampf

Silberbach verteidigte den Arbeitskampf der Lokführergewerkschaft. Er sei sich hundertprozentig sicher, „dass die GDL auf dem richtigen Weg ist“, sagte er. Zwischen ihn und Weselsky „passt kein Blatt“.

Die Solidarität innerhalb des Beamtenbundes, der den Streik mitfinanziert, sei groß. „Die Leute regen sich darüber auf, dass die Führungskräfte bei der Bahn sich 220 Millionen Euro an Boni einstecken, während die Zugbegleiterin und der Lokführer mit einer Nullrunde das Unternehmen sanieren solle“, sagte Silberbach dem „Tagesspiegel“.

Der Chef des Beamtenbundes kritisierte ferner die mit der GDL konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gehört und sich bereits im vergangenen September mit der Bahn auf ein Corona-Tarifpaket geeinigt hatte.

EVG lasse die GDL für besseren Tarif kämpfen

In diesen Tarifvertrag habe sich die EVG eine Meistbegünstigungsklausel schreiben lassen, sagte Silberbach. Wenn die Bahn mit der GDL einen besseren Tarif abschließe, dann müsse auch der Tarif der EVG entsprechend nachgebessert werden. „Die EVG macht es sich bequem und lässt die GDL eine Tariferhöhung durchsetzen, von der sie anschließend profitiert, weil sie auf die Meistbegünstigungsklausel setzt“, kritisierte er. Das erkläre auch die „große Wut“ in den Reihen der Lokführer.

Die GDL hatte in der vergangenen Woche zum Streik im Güterverkehr ab Dienstagabend sowie im Personenverkehr ab Mittwochmorgen aufgerufen, dieser endete in der Nacht zum Freitag um 02.00 Uhr. Die Lokführergewerkschaft will durch den Streik ein neues Angebot des Konzerns im Tarifstreit erzwingen. Das zuletzt von der Bahn vorgelegte Angebot bezeichnete sie als „nicht verhandelbar“. So fordert die Gewerkschaft etwa eine Corona-Prämie und eine Lohnerhöhung in diesem Jahr. Die Bahn will bislang erst 2022 mehr zahlen.

Scheuer will Schlichter einschalten

Zuletzt hatte die „Bild am Sonntag“ berichtet, dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) einen erneuten Streik abwenden und sich dafür für einen Schlichter bei den schwierigen und festgefahrenen Verhandlungen zwischen GDL und Deutscher Bahn einsetzen wolle. Dies müssten allerdings beide Seiten akzeptieren; die GDL verweist darauf, dass in der aktuellen Tarifrunde ein Schlichtungsversuch von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck im vergangenen November gescheitert war.

AFP