9.08.2020, Nordrhein-Westfalen, Essen: Die RWE Zentrale in Essen steht an der Huyssenallee in Essen. / Photo: DPA (dpa)
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Der Energiekonzern RWE macht mit Titus Rebhann einen langjährigen engen Mitarbeiter von Außenministerin Annalena Baerbock (Grünen) zu seinem Cheflobbyisten. Der ehemalige Leiter von Baerbocks Bundestagsbüro rücke zum 1. März 2023 an die Spitze der Hauptstadtrepräsentanz des Unternehmens in Berlin, sagte ein RWE-Sprecher am Dienstag in Essen. Zuvor hatte die „Welt“ berichtet. Rebhann war bis zum Regierungswechsel Ende vergangenen Jahres für Baerbock im Bundestag tätig. Dann wechselte er mit ihr ins Auswärtige Amt. Das Ministerium verwies darauf, dass Rebhann seit Mitte Oktober freigestellt sei und „keine beruflichen Kontakte mit RWE gehabt und an keinerlei Vorhaben mit direktem Bezug zu RWE mitgewirkt“ habe. Das Grünen-Parteimitglied begründete seinen Wechsel zu RWE gegenüber der dpa damit, dass er wieder mehr im Bereich Energie und nationalem Klimaschutz tätig sein wolle. Im Auswärtigen Amt habe er sich noch vor der Vertragsunterzeichung freistellen lassen, sagte der 39-Jährige. Bei RWE sei er nicht für die Landespolitik in NRW zuständig, sondern für die Bundespolitik, betonte er. Rebhanns Kontakte wertvoll für RWE Wechsel aus der Politik in die Wirtschaft sind nicht unüblich. So wurde zum Beispiel der frühere Sprecher der Bundesregierung, Thomas Steg, 2012 Cheflobbyist bei Volkswagen. 2013 wechselte der Staatsminister im Bundeskanzleramt, Eckart von Klaeden, ebenfalls als Lobbyist zu Daimler. Die Kontakte zur Politik können in solchen Jobs sehr hilfreich sein. Dies dürfte auch für Rebhann gelten: RWE setzt im Rheinischen Revier in Nordrhein-Westfalen bis 2030 noch auf Braunkohle. In Nordrhein-Westfalens Landesregierung war auch Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) einst Rebhanns Chef: Der künftige RWE-Lobbyist leitet während Krischers Zeit im Bundestag acht Jahre lang dessen Büro. 2018 wechselte er zu Baerbock. Deren Ehemann Daniel Holefleisch arbeitete einst als Lobbyist bei der Deutschen Post. Vor dem Hintergrund des Wahlerfolgs seiner Frau im vergangenen Jahr schied er bei dem Bonner Konzern aus. Inzwischen ist er für eine politische Kommunikationsagentur tätig.

dpa