AKW Phillipsburg (dpa)
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Der Meiler werde wie geplant gegen 19.00 Uhr abgeschaltet und vom Netz genommen, bekräftigte der Versorger am Montag. Der Prozess dauere nur wenige Stunden. Schon im kommenden Jahr werde mit dem Abriss der Anklage begonnen, der zehn bis 15 Jahre dauern werde. Einiges kann recycelt werden, der hochradioaktive Schrott muss für Tausende Jahre sicher gelagert werden. Bis Ende 2022 sollen hierzulande die noch verbliebenen sechs Atomkraftwerke von E.ON, RWE und EnBW stillgelegt werden. „Jedes abgeschaltete AKW ist ein Erfolg für den jahrzehntelangen Kampf gegen die gefährliche Atomkraft. Das Ende des AKW Philippsburg ist ein guter Grund zum Feiern“, sagte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Olaf Brandt. Dies sei aber nur ein Etappenziel. „Wir fordern die Bundesregierung auf, komplett aus der Atomenergie auszusteigen, inklusive der aktuell noch unbefristet laufenden Brennelementefabrik Lingen und der Uran-Anreichungsanlage Gronau.“ Brandt wandte sich dagegen, aus Klimaschutzgründen die AKW länger laufen zu lassen. „Klimaschutz und Energiewende bedeuten die vollständige Abkehr von Atom und Kohle. Schneller Atomausstieg und echter Klimaschutz sind kein Widerspruch, sondern eine unabdingbare Ergänzung.“ Kritiker des Atomausstiegs verweisen neben der im Vergleich zu Kohle- und Gaskraftwerken besseren CO2-Bilanz der AKW auf die starken Schwankungen bei der Ökostromproduktion aus Wind und Sonne. Diese können je nach Wetterlage den Bedarf mal alleine decken oder sie fallen komplett aus. Atom- und Kohlestrom aus Nachbarländern zu importieren, könne keine Alternative sein. Insgesamt ist die Bedeutung der Kernenergie für die Stromerzeugung hierzulande allerdings deutlich zurückgegangen. Nach Angaben des Branchenverbandes BDEW kamen Atomkraftwerke 2019 auf einen Anteil von rund zwölf Prozent - im Jahr 2000 waren es 30 Prozent. Der Anteil der Erneuerbaren Energien sei im gleichen Zeitraum von sieben auf etwa 40 Prozent in die Höhe geschossen. Die Bundesregierung hatte nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 den beschleunigten Ausstieg aus der Technologie beschlossen. Für die sieben ältesten deutschen AKW und den Pannen-Meiler in Krümmel bedeutete dies das sofortige Aus, später folgten nach einem festgelegten Zeitpunkt die Atomkraftwerke Gundremmingen B und Grafenrheinfeld. Nach dem Aus für Philippsburg 2 sollen drei weitere Kernkraftwerke bis Ende 2021 abgeschaltet werden, bis Ende 2022 dann die Anlagen Neckarwestheim 2, Isar 2 und Emsland. EnBW will die beiden Kühltürme in Philippsburg im kommenden Jahr sprengen. Auf einem Teil des Geländes will die Tochter TransnetBW ein Umspannwerk errichten. Der benachbarte Meiler Philippsburg 1 steht bereits seit 2011 still, der Abbruch läuft seit 2017. Derzeit beschäftigt der Karlsruher Versorger am Standort Philippsburg rund 700 Mitarbeiter. „Mit den eigenen Mitarbeitern wird auch der Rückbau der Anlagen umgesetzt werden“, erläuterte der Konzern am Montag. Der Abriss der Anlagen koste Milliardensummen. „Die EnBW betreibt insgesamt fünf Kernkraftwerke. Für den Rückbau dieser Anlagen wurden insgesamt rund 7,5 Milliarden Euro zurückgestellt.“

Reuters