1. Mai-Demos in Berlin und Hamburg  (dpa)
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Trotz des Corona-Verbots haben sich am Abend des 1. Mai jeweils Hunderte Menschen in Berlin und Hamburg zu unerlaubten Demonstrationen versammelt. In Berlin-Kreuzberg waren mehr als 1000 dicht an dicht auf Straßen und Plätzen unterwegs, nach Einbruch der Dunkelheit kam es zu Rangeleien mit Polizisten. Vereinzelt seien Flaschen und Steine geflogen, Einsatzkräfte seien verletzt worden, twitterte die Polizei. Bislang gab es 50 Festnahmen.

Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sind in Berlin bei Rangeleien und durch Flaschenwerfer knapp 20 Beamte verletzt worden. Man könne daher nicht von einem friedlichen 1. Mai sprechen, teilte die GdP mit. Die Polizei habe mehr als 120 Ermittlungsverfahren gegen Verdächtige eingeleitet, unter anderem wegen Landfriedensbruch, Angriffen auf Polizisten und Verstößen gegen die Corona-Regeln.

Angriff auf Kamerateam der ZDF-Satiresendung „heute-show“ Die GdP sprach zudem von mehr als 350 Menschen, die vorläufig festgenommen oder von denen die Personalien festgestellt worden seien. Knapp 100 davon allein bei einer Demonstration gegen die Corona-Regeln am Nachmittag im Stadtteil Mitte. Dort hatten auch Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretiker teilgenommen. Ein Kamerateam der ZDF-Satiresendung „heute-show“ war angegriffen worden.

Vier Menschen wurden nach ersten Erkenntnissen verletzt ins Krankenhaus gebracht, wie Polizeisprecherin Sara Dieng. Sechs Menschen wurden demnach festgenommen, die Ermittlungen zu den Hintergründen dauerten in der Nacht zum Samstag noch an. Wie die „heute-show“ bei Twitter schrieb, begleitete der Kabarettist und Komiker Abdelkarim das Team als Reporter. Er sei unverletzt geblieben. „Wir sind schwer betroffen und wünschen den Kollegen eine schnelle Genesung“.

Teilnahme an Demonstrationen derzeit Straftat

Trotz des Corona-Verbots von Ansammlungen waren am Abend des 1. Mai im Stadtteil Kreuzberg einige tausend Menschen auf den Straßen unterwegs. Nur ein Teil davon wollte demonstrieren. Die Mehrheit waren Schaulustige, Neugierige, Gaffer und später in der Nacht auch Randalierer.

1. Mai Demo Berlin (Reuters)

In der Hauptstadt zogen Beamte mit Helmen Einzelne immer wieder aus der Menge. Es war teils heftiger Widerstand zu beobachten. Die Polizei sei aber konsequent eingeschritten, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Es werde daran gearbeitet, Strafverfahren einzuleiten. Neben den Festnahmen seien bei fast 100 Personen die Personalien festgestellt worden. Zudem sollten sechs Menschen einem Haftrichter vorgeführt werden. Größere Ansammlungen von Menschen sind wegen der Pandemie verboten. Die Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen ist derzeit eine Straftat. Nicht genehmigte Versammlung linker Demonstranten in Hamburg Mit Einsatz eines Wasserwerfers hat die Polizei am späten Freitagabend im Hamburger Schanzenviertel eine nicht genehmigte Versammlung linker Demonstranten aufgelöst. Zuvor seien die Beamten mit Gegenständen beworfen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Zudem hätten die Demonstranten Mülltonnen auf die Straße gezogen und Pyrotechnik gezündet. Polizisten rückten schließlich vor und räumten das Schulterblatt vor dem linksautonomen Zentrum Rote Flora. Schon zuvor hatten sich auf der Reeperbahn rund 350 linke Demonstranten trotz des coronabedingten Versammlungsverbots eingefunden. Auch diese Versammlung wurde von der Polizei aufgelöst.

Polizei-Großaufgebot von 5000 Kräften im Einsatz (DPA)

In einer Seitenstraße der Reeperbahn seien Polizisten zudem von einer rund 20-köpfigen Gruppe mit Pfefferspray angegriffen worden. Drei Beamte hätten Augenreizungen erlitten, die Angreifer seien entkommen, sagte die Polizeisprecherin. Kurze Zeit später sei in der Nähe des Fischmarkts der Geldautomat einer Bankfiliale mit Bodenplatten beworfen worden. Vier Tatverdächtige seien festgenommen worden. Linksextremisten riefen zu einer „Revolutionären 1. Mai-Demo“ auf Ursprünglich hatten Linksextremisten in Hamburg für Freitagabend zu einer „Revolutionären 1. Mai-Demo“ aufgerufen. Der Aufzug war allerdings untersagt worden. In Berlin war die gleiche Protestveranstaltung, bei der es in früheren Jahren immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen war, abgesagt worden. Linke und Linksautonome hatten im Internet aber zu spontanen Aktionen aufgerufen. Polizei-Großaufgebot von 5000 Kräften im Einsatz Die Polizei war am gesamten 1. Mai mit einem Großaufgebot von 5000 Kräften im Einsatz. Genehmigt waren laut Innensenator 27 Versammlungen mit jeweils bis zu 20 Teilnehmern, darunter ein Autokorso ins Villenviertel Grunewald. In den 80er- und 90er-Jahren lieferten sich Tausende aus der linken Szene am 1. Mai in Kreuzberg Straßenschlachten mit der Polizei. In späteren Jahren gab es stundenlange Demonstrationen und kurze Scharmützel. Zuletzt dämmten Straßenpartys die Gewalt ein. Im linksalternativen Leipziger Stadtteil Connewitz demonstrierten am 1. Mai mehrere hundert Menschen, nach ersten Schätzungen der Polizei mehr als 200. Die Initiative #NichtaufunseremRücken hatte dazu aufgerufen. Die Demonstranten waren mit Mundschutz „vermummt“. Das Ordnungsamt hatte dem spontan zugestimmt, so eine Polizeisprecherin. Nach Angaben der Polizei verlief der Aufzug friedlich.

dpa