24.03.2022, Ukraine, Berdjansk: Rauch steigt nach einem Beschuss in der Nähe eines Seehafens in Berdjansk auf. Die ukrainische Marine meldete, sie habe das russische Schiff „Orsk“ im Asowschen Meer nahe der Hafenstadt Berdjansk versenkt. Russland äußerte sich nicht unmittelbar zu dem Vorfall. (dpa)
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Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben russische Kriegsschiffe im besetzten Hafen von Berdjansk angegriffen. Der ukrainische Generalstab erklärte in der Nacht zum Freitag auf Facebook, das russische Landungsschiff „Saratow“ zerstört und die Landungsschiffe „Cäsar Kunikow“ und „Nowotscherkassk“ beschädigt zu haben. Zuvor hatte die ukrainische Marine mitgeteilt, sie habe den Truppentransporter „Orsk“ zerstört. Auch an Land gingen die heftigen Kämpfe weiter. Am Freitag geteilte Aufnahmen vom Hafen zeigten ein großes brennendes russisches Kriegsschiff. Andere Schiffe entfernten sich von dem Inferno. Weitere russische Verluste würden noch „geklärt“. Die Marine hatte bereits am Donnerstag eine Nahaufnahme des Truppentransporters „Orsk“ sowie zwei Fernaufnahmen geteilt, auf denen ein in Brand stehendes Schiff im Hafen von Berdjansk zu sehen ist. Ob es sich dabei um die „Orsk“ handelt, war nicht eindeutig erkennbar. Ukraine zielt auf verwundbare russischen Versorgungslinien Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass hatte unter Berufung auf das Verteidigungsministerium berichtet, die „Orsk“ sei am 21. März das erste Schiff der Schwarzmeerflotte gewesen, dass in der eingenommenen ukrainischen Hafenstadt Berdjansk eingelaufen sei. „Die Ankunft dieses großen Landungsschiffes“ sei ein „wichtiges Ereignis, das logistische Möglichkeiten im Schwarzen Meer eröffnet“, wurde in dem Bericht ein russischer Flottenoffizier zitiert. Die „Orsk“ kann demnach 1500 Tonnen Ladung transportieren und brachte gepanzerte Fahrzeuge in die Ukraine. Berdjansk liegt südwestlich der seit Wochen belagerten Stadt Mariupol am Asowschen Meer. Die kleinere Hafenstadt war wie das weiter westlich gelegene Cherson kurz nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar von russischen Truppen eingenommen worden. Der britische Militärgeheimdienst erklärte, der Angriff auf „hochwertige“ Ziele habe auch ein Munitionslager zerstört. Es sei Teil einer Strategie der Ukraine, die auf die verwundbaren russischen Versorgungslinien abziele. „Die Ukrainer werden weiterhin logistische Einrichtungen in den von Russland gehaltenen Gebieten angreifen“, erklärte das britische Verteidigungsministerium. „Dies wird das russische Militär zwingen, der Verteidigung seiner Versorgungskette Vorrang einzuräumen, und es wird ihnen den dringend benötigten Nachschub für ihre Streitkräfte vorenthalten.“ Russische Militär zerstört das größte Treibstofflager der Ukraine Das russische Militär hingegen hat nach Angaben aus Moskau das größte Treibstofflager der Ukraine zerstört. Am Donnerstagabend sei mit „hochpräzisen seegestützten Marschflugkörpern vom Typ Kalibr eine Treibstoffbasis im Dorf Kalyniwka in der Nähe von Kiew“ angegriffen worden, erklärte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Freitag. Dort habe die ukrainische Armee ihren „größten verbliebenen Treibstoffvorrat“ aufbewahrt. Darüber hinaus sollen bei einem russischen Angriff auf eine medizinische Einrichtung in der ostukrainischen Großstadt Charkiw nach ukrainischen Angaben vier Menschen getötet worden seien. „Sieben Zivilisten wurden bei einem Bombardement mit Mehrfachraketenwerfern verletzt, vier davon starben an ihren Verletzungen“, erklärte die Polizei am Freitag im Online-Dienst Telegram. Der Angriff am frühen Morgen habe „einem medizinischen Zentrum“ im Süden von Charkiw gegolten. 300 getötete Zivilisten bei Angriff auf Theater in Mariupol Derweil gehen die ukrainischen Behörden gehen davon aus, dass bei dem russischen Angriff auf ein Theater in Mariupol in der vergangenen Woche rund 300 Menschen getötet wurden. Die Stadtverwaltung der Hafenstadt verwies am Freitag auf Auswertungen von Augenzeugenberichten. „Bis zuletzt will man glauben, dass alle in Sicherheit sind. Doch die Zeugenaussagen derjenigen, die sich zum Zeitpunkt dieses Terrorakts im Gebäude befanden, sagen das Gegenteil“, erklärte die Behörde im Online-Dienst Telegram. Nach übereinstimmenden Angaben auch von Hilfsorganisationen hatten hunderte Menschen im Keller des Gebäudes Schutz gesucht. Der Angriff hatte international Empörung ausgelöst. Nach ukrainischen Angaben hatte Russland das Theater bombardiert, obwohl vor beiden Seiten des Gebäudes gut sichtbar das Wort „Kinder“ auf Russisch auf den Boden gemalt war. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Ukraine und westliche Staaten werfen den russischen Streitkräften seit Beginn des Angriffskriegs vor, gezielt zivile Ziele unter Beschuss zu nehmen oder zivile Opfer zumindest billigend in Kauf zu nehmen. Berichte über zerstörte Krankenhäuser hatten wiederholt für Empörung gesorgt. Moskau streitet die Vorwürfe ab und wirft seinerseits den ukrainischen Streitkräften vor, Zivilisten als menschliche Schilde zu missbrauchen.

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