Taliban in Afghanistan: EU-Länder schließen Botschaften in Kabul  (Archivbild) (dpa)
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Die Mitarbeiter der britischen Botschaft in Afghanistan sollen bereits in den kommenden Tagen größtenteils abgezogen werden. Das sagte Premierminister Boris Johnson nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitskabinetts (Cobra) zur Lage in dem zentralasiatischen Land am Freitag in London. Gleichzeitig solle ein Team des Innenministeriums entsandt werden, um die Ausreise von Afghanen zu organisieren, die für die britischen Streitkräfte tätig waren. „Es ist offensichtlich sehr schwierig“, sagte Johnson angesichts des dramatischen Vormarschs der Taliban nach dem Abzug westlicher Truppen. Großbritannien könne aber „extrem stolz“ auf seine Rolle in Afghanistan in den vergangenen 20 Jahren sein. „Wir haben seit langer Zeit keine Al-Kaida-Angriffe auf den Westen gesehen und es gibt Millionen junger Frauen und Mädchen, die Zugang zu Bildung erhalten haben“, so der konservative Politiker weiter. Eine militärische Lösung für das Land gebe es nicht. Nach der US-Ankündigung zum Abzug hatten auch Großbritannien und die übrigen Alliierten wie Deutschland entschieden, den Einsatz zu beenden. Seitdem haben die militant-extremistischen Taliban weite Teile des Landes erobert. Großbritannien kündigte den Einsatz von 600 Spezialkräften an, um die Ausreise britischer Staatsbürger zu unterstützen. Das Internet-Portal „Politico“ zitierte einen ranghohen Offiziellen in London mit den Worten, die Situation sei vergleichbar mit „dem letzten Heli aus Saigon“. Botschafter Laurie Bristow und ein kleines Team blieben im Land, würden aber an einen „sichereren“ Ort in Kabul umziehen, teilte die britische Regierung weiter mit. Medienberichten zufolge sind noch etwa 4000 Briten in Afghanistan.

Dänemark und Norwegen schließen Botschaften in Kabul

Dänemark und Norwegen schließen vorübergehend ihre Botschaften in Kabul. Sämtliche Angestellte der dänischen Botschaft werden evakuiert, darunter auch lokal ansässige afghanische Mitarbeiter, wie der dänische Außenminister Jeppe Kofod am Freitagnachmittag nach Angaben der Nachrichtenagentur Ritzau und der Sender DR und TV2 auf einer Pressekonferenz in Kopenhagen sagte.

Kurz darauf kündigte auch Norwegens Außenministerin Ine Eriksen Søreide einen solchen Schritt ihres Landes an. Beide machten klar, dass die Sicherheit von Angestellten, Entsandten und lokalen Mitarbeitern allerhöchste Priorität habe. Wann genau die dänische Botschaft geschlossen wird, konnte Kofod aus Sicherheitsgründen nicht sagen. Erst am späten Mittwochabend hatte sein Ministerium mitgeteilt, dass sowohl aktiven afghanischen Botschaftsangestellten als auch früheren lokal ansässigen Mitarbeitern der Botschaft und des Militärs der vergangenen beiden Jahre angeboten werde, sie mit ihren Partnern und minderjährigen Kindern nach Dänemark zu evakuieren. Die Evakuierung solle so bald wie möglich beginnen und schrittweise ablaufen, damit die Botschaft in Kabul weiter in Betrieb bleiben könne, hieß es zu dem Zeitpunkt. Dänemark und Norwegen sind beides Nato-Mitglieder. Beide skandinavischen Länder sind in den vergangenen Jahren am Nato-Einsatz in Afghanistan beteiligt gewesen. Schweden teilte derweil mit, die Personalstärke in der schwedischen Botschaft in Kabul zu begrenzen. Für eine Evakuierung, die kurzfristig aktuell werden könnte, seien gute Vorbereitungen getroffen worden, schrieb Außenministerin Ann Linde am Abend auf Twitter.

dpa