Der Erzbischof von Posen, Stanislaw Gadecki, soll Missbrauchsvorwürfe in Polen untersuchen.  (dpa)
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Zwei Wochen nach der Veröffentlichung eines Dokumentarfilms über die Opfer pädophiler Priester in Polen hat der Vatikan den Erzbischof von Posen (Poznan), Stanislaw Gadecki, mit der Einleitung von Voruntersuchungen beauftragt. Gadecki solle prüfen, ob einer der Bischöfe in dem katholisch geprägten Land die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Priester ignoriert habe, teilte die polnische Bischofskonferenz am Dienstag mit. „Diese Entscheidung entspricht dem Wunsch von Papst Franziskus, Minderjährige zu beschützen und die Wahrheit über die erhobenen Vorwürfe herauszufinden“, schrieb Gadecki in dem Statement. Edward Janiak, Bischof in der westpolnischen Diözese Kalisz, spielt eine wichtige Rolle in dem Mitte Mai veröffentlichen Dokumentarfilm „Versteckspiel“, der sexuellen Missbrauch Minderjähriger in der polnischen katholischen Kirche thematisiert. In dem Film wird Janiak vorgehalten, er habe angesichts von Missbrauchsvorwürfen gegen ihm untergeordnete Priester nicht gehandelt. Nach einem im März 2019 von der Bischofskonferenz vorgelegten Bericht wurden in Polen zwischen 1990 und 2018 insgesamt 382 Geistliche als Täter ausgemacht, demnach soll es 625 Opfer geben. Der Dokumentarfilm „Versteckspiel“ ist das zweite derartige Enthüllungsvideo des inzwischen landesweit bekannten Journalisten Tomasz Sekielski und seines Bruders. Er hat mittlerweile mehr als sieben Millionen Klicks auf Youtube bekommen. Der erste Films des Autorenteams, „Sag es niemandem“, wurde im Mai 2019 veröffentlicht und hat in Polen die Debatte über Pädophilie in der katholischen Kirche befeuert.

dpa