Symbolbild: Ozan Ceyhun: Beziehung zwischen Österreich und Türkei „tief verwurzelt“ (dpa)
Folgen

Als „tief verwurzelt und vielfältig“ hat der Botschafter der Türkei in Wien, Ozan Ceyhun, den Stand der Beziehungen zwischen seinem Land und Österreich bezeichnet. Er sprach am Dienstag im Rahmen einer Video-Veranstaltung der Wiener Akademie der Diplomatie und des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) zum Thema „Von einer uralten Bekanntschaft zur Freundschaft“. In seinem Referat verwies er darauf, dass Österreich in Gestalt der Donaumonarchie bereits 1547 seinen ersten Botschafter in das Osmanische Reich entsandt hatte.

Kommerziell und kulturell reichen die Beziehungen weit zurück, diplomatisch bestehen sie seit dem 16. Jahrhundert. Allerdings sollten die Kanäle des Dialogs noch besser genutzt werden, um das Wesen und das Potenzial der bilateralen Beziehungen zu optimieren, so Ceyhun.

Historisch gute Beziehungen setzen sich fort

Aus diplomatischer Sicht seien die Beziehungen zwischen beiden Ländern sehr tief verwurzelt und historisch, so Ceyhun. Die guten Beziehungen aus der Zeit der Monarchien des Osmanischen Reiches und der Habsburger hätten sich auch zwischen den Republiken Österreichs und der Türkei fortgesetzt.

Zwar gebe es auf politischer Ebene fallweise Unwägbarkeiten, diese ließen sich jedoch durch einen verbesserten Dialog erfolgreich ausräumen. Um diesen Prozess noch weiter zu verbessern, empfehle es sich jedoch, die Kanäle dieses Dialogs noch effizienter zu nutzen.

Kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen als Schrittmacher der Politik

Die über Jahrhunderte andauernden bilateralen Beziehungen allein auf die Belagerung von Wien zu reduzieren, sei nicht der richtige Ansatz, betonte Ceyhun. Selbst in dieser Zeit habe ein gegenseitiger kultureller und kommerzieller Austausch stattgefunden. Kultur und Wirtschaft seien der Politik in der Pflege der wechselseitigen Beziehungen bereits seit längerer Zeit voraus. Als Beispiel dafür sprach Ceyhun an, dass der österreichische Komponist Wolfgang Amadeus Mozart den Türkischen Marsch komponierte.

Österreich und die Türkei hätten zudem im Ersten Weltkrieg als Verbündete auf derselben Seite gestanden. Damals seien über 12.000 osmanische Soldaten an der Front in Galizien ums Leben gekommen, erklärte der türkische Botschafter.

Starke wirtschaftliche Verflechtung zwischen Türkei und Österreich

Einer der wichtigsten Meilensteine in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern sei die Unterzeichnung des Anwerbeabkommens für Arbeitskräfte aus dem Jahr 1964. Seit dieser Zeit seien viele Türken nach Österreich gekommen, um zu arbeiten. Im Laufe der Zeit hätte sich ein beachtlicher Teil davon in Österreich dauerhaft niedergelassen. Bis heute habe die Zahl der Bürger türkischer Herkunft in der Alpenrepublik 300.000 erreicht.

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern kämen auf einem guten Niveau voran, sagte Ceyhun. Österreich sei der viertgrößte Investor in der Türkei im Hinblick auf den internationalen Direktinvestitionen. Erst jüngst zu Beginn des Jahres hätten die österreichische Kontrollbank und die Türk Eximbank einen Rückversicherungsvertrag unterzeichnet.

TRT Deutsch