Österreich: Gewalt in Gefängnissen weit verbreitet (Symbolbild) (dpa)
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Laut einer Untersuchung der Uni Innsbruck erleben in Österreich 72 Prozent der Inhaftierten Gewalt in Gefängnissen. Das fanden Forscher des Instituts für angewandte Rechts- und Kriminalsoziologie (IRKS) der Universität Innsbruck heraus, wie „Die Presse“ am Dienstag berichtete. Jugendliche und Personen im Maßnahmenvollzug seien hiervon besonders betroffen. Vier von zehn Insassen würden körperliche und jede bzw. jeder Zehnte sexualisierte Gewalt erfahren. Auffällig dabei: Je jünger die Häftlinge seien, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, Opfer psychischer oder körperlicher Gewalt zu werden.

Als Ursache für die Gewalterfahrung konstatierten die Forscher die Haftbedingungen. Jede sechste befragte Person sei demnach in einem überbelegten Haftraum untergebracht gewesen. Das verschlechtere das Anstaltsklima, erklärte die Kriminalsoziologin Veronika Hofinger. Aus Platzgründen sei die Trennung der Ersthäftlinge von Insassen mit Hafterfahrung ebensowenig durchführbar wie die von Insassen, die miteinander Konflikte hätten. Auch gebe es in Gerichtlichen Gefangenenhäusern insgesamt weniger Arbeitsmöglichkeiten und längere Einschlusszeiten als in Strafvollzugsanstalten.

Hinzu komme ein Mangel an Personal, so der Bericht von „Die Presse“. Neben ausreichenden Haftplätzen sei vor allem ein entsprechend geschultes und professionell agierendes Personal erforderlich. Während im europäischen Durchschnitt auf einen Justizwachebeamten derzeit 1,6 Insassen kämen, müssten in Österreich Justizbeamte 2,4 Häftlinge betreuen. Ausreichende Haftplätze und vor allem ein entsprechend geschultes Personal seien aber notwendig, um die Gewaltspirale zurückzudrehen.

Haftanstalten, die „kleine Fälle“ von Gewalt duldeten, seien nicht hinnehmbar.
Vielmehr sei eine Sensibilisierung unabdingbar für eine zeitgemäße Justizanstalt.
Tendenziell herrsche in einer modernen Justizanstalt mit ausreichend Personal
eher ein besseres Klima als in überfüllten Gebäuden.

TRT Deutsch