Coronavirus-Notfall in Norditalien. (Reuters)
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Nach Bekanntwerden weiterer Infektionen und zweier Todesfälle wächst in Italien die Angst vor einer Ausbreitung des neuartigen Coronavirus.

Die Zahl bestätigter Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 sei in Venetien auf sieben gestiegen, berichtete der Präsident der Region, Luca Zaia, am Samstag. Nachgewiesen wurde der Erreger demnach unter anderem bei der Frau und einer Tochter des Mannes, der mutmaßlich Italiens erstes Covid-19-Todesopfer ist. Insgesamt waren bis Samstagnachmittag fast 40 Nachweise im Land erfasst.

Der italienische Zivilschutz sprach von einem zweiten Opfer, dessen Tod auf die von Sars-CoV-2 verursachte Lungenerkrankung Covid-19 zurückzuführen sei. Beim ersten Toten handelt es sich um einen 78-Jährigen in Venetien, beim zweiten um eine Frau in der Lombardei. Der Rentner starb am Freitag, bevor eine abschließende Bestätigung einer Coronavirus-Infektion vorlag, wie es hieß. Auch bei der Frau lag zunächst keine endgültige Bestätigung vor.

Am Morgen hatten Behörden noch zwei Infizierte in Venetien vermeldet und von insgesamt 29 jüngst erfassten Fällen in Italien gesprochen. Die übrigen 27 Neuinfektionen sind demnach in der nördlichen Region Lombardei erfasst. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Italien damit aktuell das europäische Land mit den meisten Sars-CoV-2-Infizierten. In Deutschland wurden 16 Fälle gemeldet, in Frankreich sind 12 Fälle erfasst, darunter ein Todesfall.

Schulen und Geschäfte geschlossen

In zehn Gemeinden der Lombardei wurden Schulen und ein Großteil der Geschäfte vorübergehend geschlossen. Rund 50.000 Einwohner sind aufgerufen, möglichst zuhause zu bleiben. Großveranstaltungen wie Gottesdienste, Karnevalsfeste und Sportevents wurden verboten. Auch in Venetien wurden Maßnahmen vorbereitet, die eine weitere Ausbreitung des Virus verhindern sollen.

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte kam zu Krisengesprächen mit der Zivilschutzbehörde des Landes zusammen. „Neue außergewöhnliche Maßnahmen“ sollten erwogen werden, schrieb Conte auf Facebook.Am Samstagmorgen landete in Rom ein Armeeflugzeug mit 19 Italienern, die an Bord des Kreuzfahrtschiffs „Diamond Princess“ in Japan für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt worden waren. Sie werden nun in einem Militärkomplex in Rom unter Quarantäne gestellt. Unter den Passagieren der „Diamond Princess“ hatte es hunderte Infizierte gegeben, zwei Japaner verstarben.

Gute Neuigkeiten kamen zu den drei ersten bekannten Infizierten in Italien - ein aus der stark von der Epidemie betroffenen chinesischen Stadt Wuhan heimgekehrter Italiener und ein älteres chinesisches Touristenpaar. Der Italiener habe sich von der Infektion erholt, seine Entlassung stehe bevor, teilte das behandelnde römische Spallanzani-Krankenhaus mit. Auch bei dem chinesischen Ehemann sei das Virus nicht mehr nachzuweisen.

Nach dem Nachweis bei dem Touristenpaar hatte Italien den Flugverkehr mit China ausgesetzt und am 31. Januar einen „Corona-Notstand“ für sechs Monate erlassen - dadurch können Gelder zur Bekämpfung des Virus schneller fließen. Rom hielt am Landeverbot fest, auch als China und Länder Europas das als übertrieben kritisierten.

dpa