Archivbild. 13.03.2021, Großbritannien, Leeds: Kerzen und die Botschaft „We are all Sarah“ und Blumen wurden bei einer Mahnwache für die getötete Sarah Everard auf die Stufen des Parkinson Building an der University of Leeds gestellt und gelegt. (dpa)
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Im Prozess um die Vergewaltigung und Ermordung der Londonerin Sarah Everard ist der angeklagte frühere Polizist Wayne Couzens zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Richter Adrian Fulford begründete die Höchstrafe gegen den 48-Jährigen am Donnerstag mit den „gänzlich brutalen“ Umständen der Tat. Couzens hatte laut Anklage vorgegeben, Everard wegen Verstößen gegen den Corona-Lockdown festzunehmen. Stattdessen verschleppte und vergewaltigte er sie und ermordete sie danach.

Die Tat hatte landesweit für Erschütterung gesorgt. Sarah Everard war am 3. März verschwunden, nachdem sie sich nach einem Besuch bei Freunden im Stadtteil Clapham im Süden Londons zu Fuß auf den Heimweg gemacht hatte. Couzens, der einer Einheit zum Schutz von Diplomaten angehörte, hatte nach seiner Schicht bei einer Patrouille zur Durchsetzung der Corona-Schutzverordnungen Everards Festnahme inszeniert, sie vergewaltigt und ermordet.

Sieben Tage später wurde ihre Leiche in einem Wald in der südostenglischen Grafschaft Kent gefunden, nur einige Meter von Couzens' Wohnhaus entfernt. Bilder von Überwachungskameras brachten die Ermittler auf dessen Spur, er wurde am 9. März an seiner Wohnadresse in Deal festgenommen. Wenige Minuten vor der Festnahme hatte Couzens die Inhalte seines Handys gelöscht. Couzens gestand Vergewaltigung und Mord

Im Juni gestand er vor Gericht vorerst, Everard verschleppt und vergewaltigt zu haben. Einen Monat später bekannte der 48-Jährige sich auch des Mordes an ihr schuldig. Er hatte sie erwürgt und ihre Leiche angezündet. Zunächst hatte Couzens behauptet, er habe Everard nach der Vergewaltigung lebend an drei Männer aus Osteuropa übergeben.

Zum Abschluss des Prozesses erklärte Couzens' Anwalt Jim Sturman, sein Mandant suche nicht nach Ausreden und Entschuldigungen für seine Tat. Vielmehr sei der verheiratete Vater zweier Kinder „voller Hass auf sich selbst und voller Scham“.

Richter Fulford urteilte, Couzens habe sich auf die „Jagd“ auf eine Frau gemacht, die allein war, um sie zu verschleppen und zu vergewaltigen. Dabei habe er davon ausgehen müssen, dass er sie nach der Tat töten werde.
Fall löste landesweite Protestwelle und Debatten aus
Lebenslange Haft wird in Großbritannien nur bei schwersten Verbrechen verhängt. Landesweit sitzen nur etwa 60 Menschen diese Strafe ab. Eine vorzeitige Haftentlassung unter Auflagen ist in diesen Fällen nur aus außergewöhnlichen humanitären Gründen möglich.

Der Fall Everard hatte eine hitzige Debatte über die Sicherheit von Frauen ausgelöst. Tausende Frauen hatten im Internet ihre Erfahrungen mit Bedrohungen und Angst im öffentlichen Raum geschildert. In der Folge versprach die britische Regierung verstärkte nächtliche Polizeipatrouillen und mehr Geld für die öffentliche Sicherheit.

Die Londoner Polizei erklärte vor Abschluss des Mordprozesses mit Blick auf ihren früheren Kollegen: „Wir sind angewidert, wütend und bestürzt über die Verbrechen dieses Mannes, der alles verrät, was wir verteidigen.“ Am Mittwoch hatten sich ein paar Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude versammelt, auf deren Banner der Londoner Polizei vorgeworfen wurde, dass „Blut“ an ihren Händen klebe.

Couzens war nach seiner Festnahme aus dem Polizeidienst entlassen worden. Die Polizei erklärte damals, das Verbrechen werfe „viele Fragen und Sorgen“ auf. Eine genauere Stellungnahme wolle sie aber erst nach einem Urteil gegen den Ex-Polizisten abgeben.

AFP