29.03.2021, Griechenland: Eine Frau steht mit einem Baby im Arm und drei kleinen Kindern im Flüchtlingslager Kara Tepe in der Nähe von Mytilini auf Lesbos zwischen Zelten. (dpa)
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Ein Gericht auf der griechischen Insel Lesbos hat einen syrischen Flüchtling zu 52 Jahren Gefängnis verurteilt, weil dieser illegal aus der Türkei eingereist war. Das berichtete das englischsprachige Nachrichtenportal „The Independent“ am Mittwoch.

Der Flüchtling, der nur mit den Initialen K. S. bezeichnet wird, soll im März 2020 zusammen mit seiner Familie und weiteren Personen auf dem Seeweg von der Türkei auf die griechische Insel Chios geflohen sein. Dafür wurde K. S. am vergangenen Freitag von einem Gericht in Mytilini auf der Insel Lesbos zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.

„Sie wollen den Menschen zeigen, dass sie sich von Griechenland fernhalten sollen und Menschen, die auf der Flucht sind, kriminalisieren“, kritisierte Johannes Körner, Sprecher von „You Can't Evict Solidarity“, gegenüber „The Independent“. Die NGO unterstützt Asylsuchende in Griechenland. K. S. werde „im Gefängnis sitzen, nur weil er aus der Türkei und Syrien geflohen“ sei. Dieses Vorgehen sei „Wahnsinn“, sagte Körner. „Es ist verrückt, dass er eine so lange Strafe bekommen hat.“

Körner sagte, es sei möglich, dass die Strafe von K. S. im Berufungswege noch auf zehn oder 20 Jahre Gefängnis verkürzt werde. Allerdings würde dies immer noch mindestens ein Jahrzehnt hinter Gittern bedeuten, getrennt von seiner Frau und seinen drei Kindern, die derzeit in einem Flüchtlingslager in Griechenland leben.

Die Familie von K. S. ist nicht die einzige, die von der restriktiven Einwanderungspolitik Athens betroffen ist. Das Land wurde wiederholt vom UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, wegen gemeldeter Pushbacks in der Ägäis kritisiert.

Anfang des Jahres erklärte das UNHCR, es habe seit Anfang letzten Jahres mehrere hundert Fälle mutmaßlicher solcher Pushbacks registriert, obwohl die gewaltsame Zurückweisung von Asylbewerbern gegen europäisches und internationales Recht verstößt.

Die Türkei und Griechenland sind wichtige Transitpunkte für Asylsuchende, Flüchtlinge und Migranten, die nach Europa gelangen wollen, um ein neues Leben zu beginnen - insbesondere für diejenigen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen. Ankara beherbergt bereits jetzt fast vier Millionen Schutzsuchende, hauptsächlich aus Syrien und dem Irak. Damit leistet die türkische Regierung im Einsatz für Flüchtlinge mehr als jedes andere Land der Welt.

TRT Deutsch