Solidaritätsbekundungen vor der Synagoge in Graz, Österreich. (dpa)
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Einen Tag nach der Attacke auf den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz hat die Polizei in Österreich einen Verdächtigen festgenommen. Ein Polizeisprecher bestätigte am Sonntag entsprechende Online-Medienberichte. Die Befragung dauere zunächst noch an, am Montag würden weitere Informationen veröffentlicht, sagte der Sprecher. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) verkündete via Twitter, dass Beamte den Verdächtigen festgenommen hätten. Details über die Aussage des Verdächtigen, seine Herkunft und Motivation würden wohl erst in den frühen Morgenstunden bekanntgegeben werden können, hieß es aus dem Innenministerium. Der Mann wird für sieben Delikte in Graz verantwortlich gemacht, wie es weiter hieß. Es gehe um Sachbeschädigungen durch Steinwürfe und Schmieraktionen, unter anderem gegen die Synagoge Graz. In einem Fall soll er es auch auf ein Etablissement im Rotlichtmilieu abgesehen gehabt haben. Ersten Informationen aus dem Innenministerium zufolge zeigte sich der Mann geständig. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Elie Rosen, war am Samstag von einem Mann angegriffen worden, vermutlich mit einem Baseballschläger. Da er in einem Auto gesessen hatte, wurde er nicht verletzt. Der Angreifer flüchtete.

Verstärkte Überwachung aller jüdischen Einrichtungen angeordnet

Bereits in der Nacht zu Freitag waren mehrere Fenster der Synagoge beschädigt, in der Nacht zu Dienstag pro-palästinensische Parolen auf das Gebäude und das nahe gelegene Gemeindezentrum gesprüht worden. „Ein Zusammenhang mit den letzten Vorfällen rund um die Grazer Synagoge liegt nahe“, hatte die Polizei mitgeteilt. Als Reaktion auf die Vorfälle ordnete Österreichs Innenminister eine verstärkte Überwachung aller jüdischen Einrichtungen im Land an. In Österreich zeigten zahlreiche Menschen ihre Solidarität und ihre Unterstützung für Rosen und die Jüdische Gemeinde. Rund 200 Menschen, einschließlich örtlicher Politiker, gingen am Sonntag in Graz auf die Straße. Innenminister Nehammer schrieb bei Twitter: „Wer die Grundpfeiler unseres demokratischen Zusammenlebens angreift, muss die volle Härte des Rechtsstaats spüren.“

Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) verurteilte den Angriff auf das Schärfste. „Unser Mitgefühl und unsere Gedanken sind bei Elie Rosen und der jüdischen Gemeinde in Graz“, heißt es in der Pressemitteilung. In Österreich habe Judenhass und Antisemitismus keinen Platz.

Der Sonderbeauftragte der UN-Allianz der Zivilisationen, Miguel Moratinos, verurteilte die Vorfälle in Graz in einer Stellungnahme als „verachtenswürdige Verbrechen auf die Jüdische Gemeinde und ihren Andachtsort.“

TRT Deutsch und Agenturen