Frankreich: Lidl wegen Suizids eines Mitarbeiters angeklagt (dpa)
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Mehr als sechs Jahre nach dem Suizid eines Beschäftigten ist der Discounter Lidl in Frankreich wegen Totschlags angeklagt worden. Das teilte am Montag der Anwalt des Bruders und der Mutter des Verstorbenen mit. Der 33-jährige Yannick S., Techniker bei Lidl in Rousset in der Nähe von Aix-en-Provence, hatte sich Ende Mai 2015 umgebracht. Ein Berufungsgericht in Aix-en-Provence hatte Lidl Anfang 2020 bereits verurteilt. In der Entscheidung attestierte das Gericht dem Unternehmen, seine Obhutspflichten versäumt zu haben, und verpflichtete es zur Zahlung von 35.000 Euro an die Witwe, von 30.000 Euro an den Sohn und von 25.000 Euro an die Mutter. Zur neuen Anklage erklärte das Unternehmen am Montag lediglich, es stehe der Justiz zur Verfügung und wolle ein laufendes Verfahren nicht kommentieren. Zusammen mit der Anklage wegen Totschlags wurde nach Angaben des Anwalts eines weiteren Lidl-Angestellten zudem Anklage wegen Mobbings gegen eine ehemalige Filialleiterin von Lidl in Rousset erhoben. Patrice T. sei schon vor dem Suizid von Yannik S. „tyrannisiert“ worden und leide unter einem Burnout, erklärte der Anwalt.

Anders als in Deutschland, wo es strafrechtliche Anklagen gegen juristische Personen nicht gibt und deliktische Ansprüche gegen diese auf dem Wege eines Zivilprozesses verfolgt werden müssen, können in Ländern wie Frankreich, Spanien oder Italien auch strafrechtliche Sanktionen gegen juristische Personen verhängt werden.

AFP