Eine Halle des Großmarkts Rungis bewahrt  Särge von Covid-19-Todesopfern auf.  (AFP)
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Der französische Innenminister Christophe Castaner kündigte am Donnerstag eine gesetzliche Kontrolle der umstrittenen Leichenhalle in Rungis an, die eigens für Covid-19-Infizierte umgestellt wurde. Dies berichtete das französische Nachrichtenmagazin „Le Nouvel Observateur“ am Donnerstag.

Bei der großen Halle in der Gemeinde Rungis – unweit von Paris – handelt es sich mit um die größte Markthalle der Welt, die angesichts der vielen Corona-Todesfälle in Frankreich in eine provisorische Leichenhalle umgebaut werden musste. Nach Angaben der zuständigen Polizeipräfektur, die die Halle per Dekret am Mittwoch beschlagnahmte und zur Leichenhalle erklärte, können in dem Lagerhaus zeitgleich 800 bis 1000 Leichen konserviert werden.

Medienberichten zufolge verlangt der private Betreiber der Leichenhalle von den Angehörigen der Toten hohe Gebühren für die Überführung und Lagerung von Leichnamen.

„Es erscheint mir anormal, dass die Angehörigen die finanziellen Folgen der Eindämmungsmaßnahmen sowie der massiven Todesfälle tragen sollen“, kritisierte Castaner die Situation bei einer Rede im französischen Parlament.

Nach Angaben von „Le Nouvel Observateur“ verlangt der Betreiber in einem „Sechs-Tage-Paket“ für die Lagerung eines geschlossenen Sarges in der Halle 159 Euro, jeder weitere Tag koste 35 Euro. Für Angehörige, die in einem abgesonderten Raum „für maximal eine Stunde“ vom Toten Abschied nehmen wollen, fielen zusätzlich 55 Euro an.

Aufnahmestelle für Leichnamen in der Markthalle Rungis  (AFP)

Mehr als 13.000 Todesfälle in Frankreich

Mehrere Politiker meldeten sich währenddessen über die Situation in Rungis empört zu Wort. „So sieht also die neue Welt aus: Man stirbt einsam ohne freundliche Begleitung und die Angehörigen bezahlen für den Kühlschrank, damit sie ihre Toten abholen können? Das reicht! Wir können unseren Körper einsperren, aber nicht unsere Menschlichkeit“, twitterte der linke Politiker Jean-Luc Mélenchon, Gründer der Bewegung „La France insoumise“ („Unbeugsames Frankreich“).

Der Pariser Grünen-Politiker David Belliard prangerte ebenfalls die „unerträgliche Ausbeutung von Schmerz und Trauer“an.

„Wie können wir akzeptieren, dass dem Schmerz Unanständigkeit hinzugefügt wird?“, schrieb der Abgeordnete Olivier Faure von der Parti Socialiste auf Twitter.

Am Mittwochabend hatte Sandrine Thiéfine, die Leiterin vom Bestattungsunternehmen Pompes funèbres de France, auf BFMTV die kontroverse Situation in der Leichenhalle angesprochen und sie für „inakzeptabel“ erklärt.

Aufgrund der Covid-19-Epidemie hat die Zahl der Todesfälle in Frankreich erheblich zugenommen. Das Land hat bislang mehr als 125.000 Infektionen registriert, über 13.000 Franzosen sind an den Folgen der Atemwegserkrankung gestorben. Ein Drittel aller bestätigten Todesopfer soll aus der Region Île-de-France, zu der auch Paris und Rungis gehören, stammen.

TRT Deutsch