Knapp vier Monate nach Kriegsbeginn sind mit den Artilleriegeschützen vom Typ Panzerhaubitze 2000 die ersten schweren Waffen aus Deutschland in der Ukraine eingetroffen. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow bedankte sich am Dienstag auf Twitter bei Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD). Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk sagte der Deutschen Presse-Agentur, es seien alle sieben versprochenen Geschütze in der Ukraine eingetroffen.
„Für diese militärische Unterstützung seitens der Bundesregierung sind wir dankbar“, sagte Melnyk. „Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass dies nur der erste wichtige Schritt war, um die Verteidigungsfähigkeit der ukrainischen Armee zu stärken.“ Melnyk rief die Regierung auf, weitere Lieferungen zu organisieren. „Die deutsche Rüstungsindustrie ist bereit, 100 neue Panzerhaubitzen für die Ukraine kurzfristig herzustellen. Wir hoffen sehr darauf, dass Kanzler Olaf Scholz und der Bundessicherheitsrat den entsprechenden Antrag genehmigen wird.“
Bereits in Litauen stationiert
Die Panzerhaubitze 2000 ist das modernste Artilleriegeschütz der Bundeswehr. Sie sieht aus wie ein riesiger Kampfpanzer und kann Ziele in 40 Kilometern Entfernung treffen. Die Bundeswehr hat solche Geschütze derzeit in Litauen zum Schutz der NATO-Ostflanke stationiert. An der Artillerieschule in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz bildete die Bundeswehr zuletzt ukrainische Soldaten aus. Das Training ist inzwischen abgeschlossen, wie die dpa erfuhr.
Mit der Panzerhaubitze 2000 hoffen die ukrainischen Streitkräfte, der übermächtigen russischen Artillerie besser standhalten zu können. Außenminister Dmytro Kuleba hatte kürzlich gesagt, die russische Artillerie sei der ukrainischen um das 15-fache überlegen.
„Das ist bereits die sechste Artillerietyp mit 155-Millimeter-Kaliber, den wir erhalten“, schrieb der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow auf sozialen Netzwerken. Zuvor hatte die Ukraine bereits US-amerikanische, britische, polnische und französische Haubitzen erhalten. Zwar dankte er den deutschen Partnern für die Hilfe. Doch hoffe Kiew weiter auf eine stärkere Unterstützung, so Resnikow.
Bundesregierung veröffentlicht Waffenlieferungen
Die Bundesregierung wollte sich zunächst nicht zu der Lieferung der Panzerhaubitzen äußern. Sie veröffentlichte am Dienstag aber erstmals alle anderen Waffenlieferungen an die Ukraine. Man passe sich damit der Praxis der engsten Verbündeten - zum Beispiel der USA - an, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit den Schritt. Die Liste enthält alle Waffen und anderen Rüstungsgüter, die bereits geliefert wurden oder deren Lieferung geplant ist. Sie ist nun im Internet auf der Seite der Bundesregierung zu finden. Bisher war sie nur für Abgeordnete in der Geheimschutzstelle des Bundestags einsehbar.
Öffentlich bekanntgegeben hatte die Bundesregierung ihre Lieferungen an die ukrainischen Streitkräfte für den Abwehrkampf gegen Russland bisher nur punktuell. Allerdings wurden sie nach Eintreffen im Kriegsgebiet von ukrainischer Seite veröffentlicht.
Bereits 16 Millionen Schuss Munition geliefert
An Waffen geliefert wurden bisher unter anderem 3000 Panzerfaust-Patronen, 100.000 Handgranaten, 2700 Fliegerfäuste, 500 Stinger-Flugabwehrraketen, 100 Maschinengewehre und 16 Millionen Schuss Munition. Hinzu kommt in großem Umfang Ausrüstung wie 23.000 Gefechtshelme, 178 Kraftfahrzeuge, 1200 Krankenhausbetten, ein Feldlazarett und vieles mehr.
Die Bundesregierung hat noch einige Lieferungen geplant, darunter auch schwere Waffen. Besonders wichtig ist für die Ukraine Iris-T SLM, ein modernes Raketenabwehrsystem des deutschen Rüstungsunternehmens Diehl Defence. Der Vertrag soll in den nächsten Tagen unterzeichnet werden, mit der Lieferung ist nicht vor Herbst zu rechnen. Die Bundesregierung hat der Ukraine auch drei Mehrfachraketenwerfer versprochen.
21 Juni 2022

Erste deutsche Panzerhaubitzen in der Ukraine eingetroffen
Lange hat die Ukraine auf schwere Waffen aus Deutschland gewartet, jetzt sind sie da: Mit der Panzerhaubitze 2000 aus Bundeswehrbeständen hoffen die ukrainischen Streitkräfte, der übermächtigen russischen Artillerie besser standhalten zu können.
dpa
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