3. Oktober 2021: Ditib-Zentralmoschee in Köln (AA)
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Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) wurde 1984 mit Sitz in Köln gegründet und vertritt als eingetragener gemeinnütziger Verein gegenwärtig als Dachorganisation ungefähr 900 Moscheevereine in Deutschland. Ferner fungiert sie bundesweit als Koordinierungszentrum bei religiösen sowie sozialen Themen für ihre über 200.000 Mitglieder und lebt, mit der Zentralmoschee in Köln als Begegnungsstätte und Kulturzentrum, den Geist einer gleichberechtigten Partizipation sowie eines interkulturellen und interreligiösen Dialogs vor.

Anschläge auf Moscheen und Muslime

Die politische und mediale Welt in Bezug auf DITIB respektive Islam ist in Deutschland seit einigen Jahren aus den Fugen geraten und steuert geradewegs auf eine absurde sowie ungewisse Zukunft zu, was soziale Instabilität und politische Spannungen mit sich bringt. DITIB, ein Garant für das friedliche Miteinander der Kulturen und Religionen, befindet sich seit geraumer Zeit in den Fängen von politischen Machtspielen und einseitiger medialer Berichterstattung. Eine religiöse Institution muss als Sündenbock für die empathielose und verfehlte Türkeipolitik der Bundesregierung herhalten.

Als Resultat dieser medialen Agitation verzeichnen wir fast täglich Anschläge auf deutsche Gotteshäuser (Moscheen) oder auf Bürger muslimischen Glaubens, die von traumatisierten linksextremen oder hassgetriebenen rechtsextremen Terroristen begangen, von heuchelnden Machtpolitikern marginalisiert und von interessengesteuerten Mainstreammedien ignoriert respektive verharmlost werden.

Politische Verharmlosung und ihre Folgen

Als Reaktion auf die feigen Anschläge kondolierte der ehemalige Innenminister Seehofer in einer zynischen Weise, die ihresgleichen sucht. Anstatt das politisch entfachte Feuer zu löschen und seiner Verantwortung als Innenminister gerecht zu werden, zeigte er kein großes Interesse an der besorgniserregenden Situation und agierte nach altbekannten Denkmustern. Seine anachronistische Aussage: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ wird von gewissenlosen Kreaturen als Aufforderung verstanden, die mediale Hetze gegen den Islam fortzuführen und Moscheegebäude zu rechtsfreien Räumen zu erklären.

DITIB und ihre unabhängigen Moscheegemeinden

Die Zentrale der DITIB ist von Köln aus für die Betreuung und Unterstützung der ungefähr 900 bundesweiten unabhängigen Moscheevereine zuständig. Diese Vereine unterliegen ausschließlich dem deutschen Vereinsrecht. Die Führungen der einzelnen lokalen Moscheevereine obliegen gemäß Satzung den hiesigen Mitgliedern und werden nicht zentral von Köln aus besetzt, so dass die lokalen Vereine autark sind in ihren Handlungen und entgegen landläufiger Meinung nicht als Befehlsempfänger dienen.

Zu den Hauptaufgaben der DITIB-Moscheevereinen gehört es, das friedliche Zusammenleben der Bürger mit unterschiedlichem Kulturen in Deutschland zu fördern, Gebetsmöglichkeiten für muslimische Bürger zu schaffen, Extremismus jeglicher Art zu bekämpfen, Jugendhilfe und Frauenförderung zu unterstützen sowie Bildungs- und Kulturangebote mit der Intension zu kreieren, das Schlagwort „gleichberechtigte Partizipation“ mit Inhalt zu füllen. Zu den generellen Aufgaben der DITIB gehört definitiv nicht das Denunzieren von unbescholtenen Bürgern.

Unbegründeter Verdacht gegen DITIB und Imame

Einige DITIB–Imame standen nach dem Putschversuch in der Türkei 2016 laut deutschen Medien im Verdacht, Mitglieder der Terrororganisation FETÖ in Deutschland ermittelt und diese Informationen an die türkischen Behörden weitergeleitet zu haben. Dieser Verdacht bestätigte sich jedoch nicht, und die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen die Imame wurden wieder eingestellt.

Auch die gängige mediale Meinung, DITIB-Moscheen würden als verlängerter Arm des türkischen Präsidenten fungieren, kann man getrost ins Reich der Phantasie verweisen. Es gibt bis dato keinen einzigen belegbaren Fall, dass die Türkei unmittelbar oder mittelbar über ihre Botschaften die Moscheevereine zu politischen Aktionen ermuntert hätte.

Strukturelle Verbindung der DITIB in die Türkei

Natürlich bestehen auch strukturelle Verbindungen zwischen der DITIB und der türkischen Religionsbehörde, die für die Ausbildung der Imame und die Finanzierung sowie die Koordinierung der Einsatzorte der Imame im Ausland verantwortlich zeichnet. Diese Zusammenarbeit wurde in der Vergangenheit von der deutschen Bundesregierung aber wohlwollend in Kauf genommen, um sich mit diesem Thema nicht auseinandersetzen zu müssen.

Analog zur katholischen Kirche, die in theologischen Fragen eine enge Beziehung mit dem Zentrum der katholischen Kirche in Rom pflegt, unterhält die DITIB enge Kontakte zur türkischen Religionsbehörde in Ankara. Die wöchentlichen Freitagsgebete werden jedoch ausschließlich in Köln verfasst und den angeschlossenen Moscheevereinen für die Predigt zur Verfügung gestellt.

DITIB steht für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt

Die DITIB ist kein Handlanger des türkischen Präsidenten Erdogan und versteht sich mit den zahlenmäßig meisten Moscheevereinen als Repräsentanz des Islams in Deutschland. Wer die DITIB pauschal dämonisiert, hat immer noch nicht verstanden, welch wertvollen Beitrag die DITIB-Moscheen in Deutschland für das friedliche Zusammenleben der unterschiedlichen Religionen und Kulturen leisten. Der Islam steht uneingeschränkt für Frieden und Gerechtigkeit.

Bereits Johann Wolfgang Goethe, der als bedeutendster deutscher Poet in hohem Grade Ansehen genießt, verfasste umfangreiche Studien zum Koran und wusste den Islam schon damals wertzuschätzen.

Johann Wolfgang von Goethe: „Im Islam leben und sterben wir alle“

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