Xavier Naidoo (dpa)
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Der Fernsehsender RTL plant laut einer Erklärung am Donnerstag die komplette restliche Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) ohne Jurymitglied Xavier Naidoo. Der Sänger wird kritisiert, einen politischen Liedtext mit rassistischem Motiv verfasst zu haben.
Der Musiker sei auf das Angebot des Senders, „seine missverständlichen und widersprüchlichen Aussagen plausibel zu erklären, bis heute nicht eingegangen“. Es werde für Naidoo keine Rückkehr zu DSDS geben, teilte RTL mit. Naidoo saß bis jetzt mit Dieter Bohlen in der Jury der aktuellen DSDS-Staffel.

Auch die Integrationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz schaltete sich am am Donnerstag ein. Sie kritisierte den Sänger und forderte eine weitere Erklärung.„Solch ein Video ist angesichts der derzeitigen Bedrohung durch Rechtsextremismus brandgefährlich“, sagte die Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Naidoo hatte die Rassismus-Vorwürfe gegen sich vehement zurückgewiesen. Er schrieb am Mittwoch bei Facebook, seine Aussagen seien absolut falsch interpretiert worden. Widmann-Mauz sagte: „Wenn Xavier Naidoo sagt, er sei falsch interpretiert worden, dann sollte er noch einmal für alle nachvollziehbar erklären: Was können Hörer hier falsch interpretieren?“

Der Sänger schrieb am Mittwoch bei Facebook, seine Aussagen seien absolut falsch interpretiert worden. Zu den Hintergründen und der Entstehung des Videos äußerte er sich aber nicht. Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit wären ihm völlig fremd, auch wenn er sich zuweilen emotional künstlerisch äußere, hieß es zuvor in einem Beitrag auf Naidoos Facebook-Seite vom Mittwoch. „Ich setze mich seit Jahren aus tiefster Überzeugung gegen Ausgrenzung und Rassenhass ein. Liebe und Respekt sind der einzige Weg für ein gesellschaftliches Miteinander“, wurde der Sänger dort zitiert.
Nutzer sprechen von Rassismus
In dem fraglichen Videoausschnitt heißt es unter anderem: „Ich hab' fast alle Menschen lieb, aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt, dann muss ich harte Worte wählen. Denn keiner darf meine Leute quälen.“
In den Kommentarspalten zu dem Video werfen zahlreiche Nutzer dem Sänger Rassismus vor. Wer das Video wann ins Netz stellte, ist unklar. In seiner Stellungnahme schrieb Naidoo: „Auch meine Familie kam als Gast nach Deutschland und hat sich natürlich an Recht und Moralvorstellungen des Gastgebers gehalten.“ Diese Selbstverständlichkeit solle für alle gelten - auch, wenn nur ein sehr kleiner Teil dies missverstanden habe. Was oder wen genau er damit meint, präzisierte der Sänger nicht, sondern schrieb weiter: „Aber gerade dieser kleine Teil belastet alle anderen, die hierdurch in ,Sippenhaft´ genommen und durch eine erschreckende Zunahme an Gewaltakten in Gefahr gebracht werden.“
RTL genügte diese Erklärung offenkundig nicht: „Er bleibt dem Sender viele Antworten schuldig, zudem sind weitere Videos aufgetaucht, die in eine ähnliche Richtung gehen“, hieß es in einer Stellungnahme des Senders. „Wir sind Verfechter der Meinungsfreiheit. Dazu gehört aber auch, dass wir jede Form von Rassismus und Extremismus entschieden ablehnen“, wurde Geschäftsführer Jörg Graf zitiert.

Rede vor Reichsbürgern
Der Sänger stand schon in der Vergangenheit mehrfach wegen Äußerungen in der Kritik. Am Tag der Deutschen Einheit 2014 sprach er in Berlin bei einer Demonstration sogenannter Reichsbürger, die die staatliche Ordnung in Deutschland ablehnen. Naidoo behauptete später, dass er mit den Reichsbürgern nichts zu tun habe.
Im Jahr darauf nominierte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) den Sänger für den Eurovision Song Contest (ESC). Nach heftiger Kritik zog der Sender die Entscheidung zurück.

Im Lied „Marionetten“ der Söhne Mannheims (2017), das Naidoo geschrieben hatte, werden unter anderem Volksvertreter als „Volks-in-die-Fresse-Treter“ bezeichnet. Ihm wurde vorgeworfen, rechtspopulistische Töne anzuschlagen. Naidoo rechtfertigte den Text als „zugespitzte Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Strömungen“.

Im selben Jahr untersagte ein Gericht es einer Referentin einer Stiftung gegen Rechtsextremismus, den Sänger als Antisemiten zu bezeichnen. 2019 bestätigte das Oberlandesgericht Nürnberg das Urteil. Die Frau habe sich nur auf Liedtexte Naidoos bezogen und keine Fakten für diesen Eindruck vorlegen können. Der Sänger habe immer wieder zu Vorwürfen geäußert, dass seine Texte falsch interpretiert würden.

TRT Deutsch und Agenturen