Regierungsbericht: Programme zur Bekämpfung von Rechtsextremismus wirken (dpa)
Folgen

Zum 1. Oktober hat die Arbeit an einer empirischen Studie begonnen, die sich mit Rassismus in staatlichen Institutionen befassen soll. Das teilte das Bundesinnenministerium am Freitag in Berlin mit. Die auf drei Jahre angelegt Studie soll unter Leitung von zwei Wissenschaftlern der Universität Leipzig „Rassismus als Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts im Kontext ausgewählter gesellschaftlich-institutioneller Bereiche“ untersuchen.

Konsequenz aus dem Hanau-Anschlag

Mit dem Start der Studie wird ein Beschluss des Kabinettsausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus vom Mai umgesetzt. Diese Ministerrunde war nach dem rassistischen Anschlag in Hanau vom Februar 2020 eingerichtet worden. Eine zentrale Hypothese des Forschungsvorhabens ist laut Innenministerium, „dass Rassismus die Gesellschaft wie auch ihre Organisationen spaltet und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in hohem Maße gefährdet“.

Die Studie solle nun klären, „inwieweit Rassismus in staatlichen Institutionen auftritt, in welchen Erscheinungsformen er wahrgenommen wird, welche Motive und welche spezifischen Gründe ihm zugrunde liegen können und wie er sich vermeiden lässt“. Dabei soll berücksichtigt werden, dass sich auch die Erscheinungsformen von Rassismus verändern und ebenso die Sensibilität in Bezug auf Rassismus.

In einem ersten Schritt sollen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler quantitative und qualitative Daten erheben und Handlungsweisen analysieren. Im zweiten Schritt sollen die Ergebnisse verglichen und gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Gesellschaft und den untersuchten Institutionen kritisch reflektiert werden. In einem dritten Schritt sollen die Ergebnisse zu Handlungsempfehlungen zusammengefasst werden.

Sechs Millionen an Förderungsmitteln aus dem Bundesinnenministerium

Die Studie, mit der das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) beauftragt wurde, wird vom Bundesinnenministerium demnach mit sechs Millionen Euro unterstützt. Koordinatoren sind der Soziologe Gert Pickel und der Kulturhistoriker Matthias Middell, beide von der Universität Leipzig.

„Unser Ziel ist es, inter- und transdisziplinär aus verschiedenen Blickrichtungen einen möglichen Rassismus in Institutionen empirisch zu erforschen“, erklärte Pickel zu dem Vorhaben. Dabei gehe es auch darum, „ob in Behörden Diskriminierungen, die sich auf rassistische Stereotype beziehen, zu beobachten sind und wie dies von Betroffenen und Behördenvertreter:innen eingeordnet wird“.

Das FGZ bündelt verschiedene Forschungscluster, die von den Universitäten Bremen, Frankfurt am Main und Leipzig koordiniert werden. Eine interministerielle Projektgruppe soll den Forschungsprozess fachlich begleiten.

AFP