Archivbild. 14.09.2021, Bayern, München: Schüler machen am ersten Schultag nach den Sommerferien in Bayern zu Beginn des Unterrichts einen der regelmäßigen Covid-19-Schnelltests. (dpa)
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Die langen Kita-Schließungen wegen der Corona-Krise haben nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Schulleitungsverbands zu ernsten Problemen bei den in diesem Jahr neu eingeschulten Erstklässlern geführt. Dadurch, dass viele Kinder monatelang nur unregelmäßig oder gar nicht in den Kindergarten gegangen seien, seien sie weniger gruppenfähig, sagte die Verbandsvorsitzende Gudrun Wolters-Vogeler der Zeitung „Welt“ (Dienstagausgabe): „Sich einordnen, eigene Bedürfnisse zurückstellen, abwarten, bis man dran ist: Solche Grundkompetenzen werden in Familien weniger vermittelt als in der Kita. Diese Gruppenprozesse sind aber enorm wichtig.“
Schon in normalen Jahren rechne man bei Erstklässlern in der Regel mit einer Spanne von bis zu drei Entwicklungsjahren, sagte Wolters-Vogeler. „Inzwischen sind wir bei mindestens vier Jahren.“ Einige Kinder machten erst jetzt erstmals einen Gruppenprozess durch. „Die Kinder müssen zum Teil eine Eingewöhnung durchlaufen, wie es sonst in der Kita üblich ist, und das unter den Hygiene-Bedingungen von Corona. Dies stellt Schulen vor eine ähnliche Herausforderung wie die Integration von Kindern ohne Schulerfahrung in der Flüchtlingskrise 2015.“ Viele Kinder können emotional nicht mehr anschließen
Auch Schülerinnen und Schüler, die vorher schon im Schulbetrieb waren, hätte plötzlich Probleme mit Regeln, sagte Wolters-Vogeler. „Wir haben derzeit an vielen Schulen Probleme mit unangepasstem Verhalten. Viele Kinder sind emotional nicht mehr in der Lage anzuschließen, auch die Lernmotivation hat zum Teil nachgelassen.“
Notwendig seien jetzt vor allem Gemeinschaftserlebnisse wie Klassenreisen und Ausflüge, „bei denen sich die Gemeinschaft neu finden kann“. Das heiße, „Erlebnispädagogik statt das reine Pauken von Deutsch, Mathe und Englisch“. Mehr zum Thema: Mehr als 55 Millionen Kinder von Schulschließungen betroffen

AFP