Die Regierung in Äthiopien hat laut einem Bericht der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu die Leitung von elf Gülen-Schulen nach einem richterlichen Beschluss an die türkische Stiftung Maarif übergeben. Derzeit werden dem Bericht zufolge rund 2000 Schüler in den Einrichtungen unterrichtet.
Schulen sind eine wichtige Geldquelle für die Fetullahistische Terrororganisation (FETÖ) des Predigers Fetullah Gülen. Daher versuchen die Betreiber durch Tricks, die Schulen weiter betreiben zu können. Die Leitung wurde entweder auf Deutschtürken oder deutsche Geschäftsführer übertragen, auf dass eine Aberkennung der Lizenz eine diplomatische Krise auslösen könne. Auch die jüngste Übertragung einer Gülen-Schule in Addis Abeba am Dienstag an die türkische Maarif Stiftung ist so ein Fall.
Auswärtiges Amt: Handelt sich nicht um deutsche Auslandsschulen
Laut einem Bericht der „Welt“ vom Donnerstag hat sich das Auswärtige Amt eingeschaltet.
Die Einrichtung werde von drei deutschen Investoren unterstützt und definiere sich als „christlich-muslimisches Projekt“. „Welt“-Recherchen zufolge haben die Investoren beim Auswärtigen Amt für die Schulen den offiziellen Status als „Deutsche Schule im Ausland“ beantragt.
Die deutsche Botschaft in Addis Abeba gibt an, sie habe vor Ort Gespräche mit den äthiopischen Behörden zu dem Vorfall geführt. Dabei habe sie sich für den „Schutz der deutschen Privatinvestitionen“ eingesetzt. Bei den besagten Schulen handelt es sich nicht um deutsche Auslandsschulen nach dem Auslandsschulgesetz, teilte das Auswärtige Amt auf Anfrage von TRT Deutsch mit.
Die Bildungseinrichtungen wurden einst von der Gülen-Bewegung geleitet. Dabei handelt es sich um ein weit verzweigtes Bildungsnetzwerk mit über 200 Schulen weltweit. Hinter der Organisation steht der in den USA lebende Prediger Fetullah Gülen, der auch für den gescheiterten Putschversuch vom Juli 2016 in der Türkei verantwortlich ist.
Ankara: „FETÖ unter den größten Bedrohungen für nationale Sicherheit“
„Gülenisten“ hatten über Jahrzehnte hinweg staatliche Institutionen in der Türkei infiltriert, um die Kontrolle über den Staatsapparat zu erlangen. Aus diesem Grund geht die äthiopische Regierung seit 2019 gegen Gülen-Schulen vor und entzieht deren Schulen die Lizenz.
Ankara warnt seit geraumer Zeit vor den Aktivitäten der konspirativen Organisation im Ausland. Der türkische Sicherheitsrat bezeichnet FETÖ als eine der größten Bedrohungen für die nationale Sicherheit und geht daher entschlossen gegen ihre Strukturen vor.
17 Aug. 2021
TRT Deutsch
Ähnliche Nachrichten

Seda Başay-Yıldız im Interview: NSU würde heute noch weiter morden
Nebenklage-Anwältin Seda Başay-Yıldız, bezweifelt im TRT-Deutsch-Interview, dass die Sicherheitsbehörden je von sich aus auf die rechtsextreme Spur zur NSU-Mordserie gekommen wären. Dabei lag ein rassistischer Hintergrund von Beginn an nahe.

Nach 60 Jahren: Historiker legt Geschichte türkischer Arbeitsmigration vor
Anlässlich des 60. Jubiläums des Anwerbeabkommens zwischen der BRD und der Türkei legte der Historiker Stefan Zeppenfeld eine umfassende Arbeit zum Thema „Türkische Arbeitswelten“ vor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf West-Berlin.

Ahmet Külahçı: „Es wurde nicht in erste Einwanderergenerationen investiert“
Ahmet Külahçı gilt als einer der erfahrensten türkischstämmigen Journalisten in Deutschland. Im Interview mit TRT Deutsch schildert er seine eigenen Erfahrungen nach seiner Ankunft und spricht über die Probleme der Community.
Selbe Kategorie

Wahl in Türkiye: Warum ist Erdoğan in Deutschland und Österreich beliebt?
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan genießt hohe Stimmenanteile unter türkischen Staatsbürgern in Deutschland und Österreich. Experten verschiedener Disziplinen erläutern die vielfältigen Gründe für Erdoğans Erfolg im Ausland.

Wirtschaftsverband MÜSIAD: Mehr deutsche Investitionen in Türkiye erwartet
Die Stimmungslage bei deutschen Unternehmern hat sich mit den hohen Energiepreisen dramatisch verschlechtert. Wie sieht es bei türkischstämmigen Unternehmern aus? TRT Deutsch hat bei drei türkischen Wirtschaftsverbänden nachgefragt.

Islamophobie-Experte Bayraklı: „Es gibt im Westen ein Rassismusproblem“
Islamfeindlichkeit ist ein großes gesellschaftliches Problem in Europa. Enes Bayraklı forscht seit Jahren zu diesem Phänomen. TRT Deutsch hat mit dem Experten über die Ursachen und Folgen von antimuslimischem Rassismus gesprochen.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt

Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.