Trotz massiver Inflation: Warum steigt der Goldpreis eigentlich nicht?
In Deutschland sind die Preise für Lebensmittel, Heizöl und Benzin in den vergangenen zwölf Monaten im zweistelligen Bereich gestiegen. Die Inflationsrate liegt deutlich über vier Prozent. Zuletzt war das zur Zeit der Ölkrise im Jahr 1974 der Fall.
Symbolbild: Goldbarren verschiedener Hersteller und unterschiedlicher Größen liegen übereinander geschichtet. Das Edelmetall gilt seit jeher als Inflationsschutz. (DPA)

Die Edelmetallpreise haben in den vergangenen Monaten nicht auf den weltweit steigenden Inflationsdruck reagiert. Die Experten von „Gold.de“ sehen als Grund ein ähnliches Szenario wie zu Zeiten der Ölkrise in den 1970er Jahren: Von 1974 bis 1976 fiel der Goldpreis um mehr als 40 Prozent – um sich dann bis zum Jahr 1980 beinahe zu verachtfachen (773 Prozent).

Fundamentale Einflussfaktoren auf den Goldpreis scheinen aktuell keine Gültigkeit zu besitzen. Seit August 2020 befindet sich das Edelmetall in einem Abwärtstrend, obwohl weltweit stark steigende Inflationsraten, ein Corona-begründetes Schwächeln der Weltwirtschaft und die Angst vor dem Platzen der Immobilienblase in China den Preis traditionell nach oben treiben müssten. Zudem hat die Europäische Zentralbank (EZB) die elektronischen Druckerpressen in den vergangenen 14 Monaten massiv angeworfen und ihre Bilanzsumme um über 30 Prozent ausgeweitet.

Heizölpreis steigt in Deutschland um 76,5 Prozent

Allein in Deutschland sind die Preise für Heizöl um 76,5 Prozent und jene für Kraftstoffe im Jahresvergleich für September um 28,4 Prozent gestiegen. Der Preisanstieg im Großhandel belief sich im Jahresabstand auf 13,2 Prozent.

Das ist die höchste Veränderung seit dem Juni 1974, als die Ölkrise die Inflation nach oben trieb. Bei „Gold.de“ rechnet man aktuell mit einer ähnlichen Entwicklung: Der Goldpreis könnte trotz gegenteiliger Fundamentaldaten weiter nach unten gehen, um sich dann sprunghaft nach oben zu entwickeln.

Experten sehen Gold als zukunftsfähige Anlage

Die US-amerikanischen Analysten von Jefferies sehen ein ähnliches Szenario, bei dem der Goldpreis kurzfristig weiter fallen könnte. Sie gehen jedoch davon aus, dass bei den Anlegern das Vertrauen in das staatliche Finanzsystem schwindet und diese sich deshalb anderen sicheren Anlagemöglichkeiten wie beispielsweise Gold zuwenden.

Mittel- bis langfristig würden die Chancen bei Gold deutlich die Risiken überwiegen. Dank der erwarteten Nachfragesteigerung könnte der Goldpreis langfristig sogar auf 5500 Dollar klettern, so die Jefferies-Experten. Das bisherige Rekordhoch beim Goldpreis lag im August 2020 bei 2063 Dollar. Mehr zum Thema: Warum steigen die Energiepreise ständig?

TRT Deutsch