Wegen wirtschaftlicher Schieflage: Stornierungswelle in der Baubranche
Extrem hohe Material- und Energiepreise, hohe Zinsen und gekürzte staatliche Zuschüsse: Die jüngsten Entwicklungen in der Baubranche sorgen für Pessimismus. Eine anhaltende Stornierungswelle ist die Konsequenz.
09.08.2022, Niedersachsen, Hannover: Mehrfamilienhäuser mit tausenden Wohnungen werden im Neubaugebiet Kronsrode gebaut. (DPA)

Die Wohnungsbau-Unternehmen in Deutschland haben mit einer anhaltenden Stornierungswelle zu kämpfen. Im August meldete nach einer am Montag veröffentlichte Umfrage des Münchner Ifo-Instituts mehr als jedes zehnte Unternehmen (11,6 Prozent), dass Bauherren Aufträge zurückgezogen hätten. Schon im Juli hatte es ein ganz ähnliches Bild gegeben. Grund ist laut Ifo der starke Anstieg der Baukosten mit hohen Material- und Energiepreisen, höheren Zinsen und gekürzten staatlichen Zuschüssen.
Dementsprechend hat sich in der Wohnungsbau-Branche Pessimismus breit gemacht, viele Unternehmen fürchten schlechtere Geschäfte. „Die Unternehmen verfügen immer noch über prall gefüllte Auftragsbücher, aber mit Blick auf die künftige Entwicklung greift die Angst um sich“, sagte Ifo-Wohnungsbaufachmann Felix Leiss. Der Ifo-Index der Geschäftserwartungen im Wohnungsbau sank auf minus 48,3 Prozent. Das ist laut Ifo der tiefste Stand seit Beginn der monatlichen Befragungen im Jahr 1991.
Die Lieferengpässe haben sich demnach im Vergleich zum Juli etwas entspannt, aber nach wie vor klagte mehr als ein Drittel (36,4 Prozent) der befragten Unternehmen über knappes Material. Sehr viele Bauunternehmen planen laut Ifo weitere Preiserhöhungen. Die Umfrage war Teil der monatlichen Konjunkturumfrage des Instituts in der deutschen Wirtschaft.

DPA