Rad-Sportchef sorgt für Rassismus-Eklat - Trübe Bilanz auf der Straße
Wie schon 2016 bleiben die deutschen Straßenradsportler ohne olympische Medaille. Dies war nach einer rassistischen Entgleisung des Sportchefs allerdings kein Thema mehr. Die entsprechende Wortspende war live auf ARD mitzuverfolgen.
Symbolbild: 28.07.2021, Japan, Oyama: Radsport: Olympia, Oyama (44,20 km), Männer, Einzelzeitfahren auf dem Fuji International Speedway. Primoz Roglic aus Slowenien auf dem Kurs zum Olympiasieg. (Others)

Corona-Chaos, keine Medaille und ein Rassismus-Eklat als absoluter Tiefpunkt: Die olympischen Rennen waren für die deutschen Straßenradsportler letztlich schlicht zum Vergessen. Abgesehen von der sportlichen Bilanz, in der wie schon vor fünf Jahren in Rio de Janeiro kein Edelmetall steht, sorgte Sportdirektor Patrick Moster im letzten Rennen auf der Highspeed-Rennstrecke am Mount Fuji auch noch für eine verbale Entgleisung.

Mit Blick auf Teilnehmer aus Algerien und Eritrea, die in Reichweite vor dem Starter Nikias Arndt fuhren, hatte Moster diesem zwei Mal hintereinander zugerufen, diese einzuholen - und dabei einen rassistischen Ausdruck verwendet, mit dem zuletzt ein ehemaliger AfD-Politiker in der Öffentlichkeit in Erscheinung getreten war.

Moster rechtfertigt sich mit „besonderem Stress“
„Ich stand in der Verpflegung und habe Nikias Arndt angefeuert. Im Eifer des Gefechts und mit der Gesamtbelastung, die wir momentan hier haben, habe ich mich in der Wortwahl vergriffen. Es tut mir unendlich leid, ich kann nur aufrichtig um Entschuldigung bitten. Ich wollte niemanden diskreditieren“, sagte Moster am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Platz sechs von Lisa Brennauer und Rang 15 für Max Schachmann im Einzelzeitfahren rückten ebenso in den Hintergrund wie die Olympiasiege von Annemiek van Vleuten und Primoz Roglic.
Moster wollte Nikias Arndt anfeuern, den vor dem Kölner fahrenden Algerier einzuholen. Dabei ließ er sich zu einem rassistischen Aussetzer verleiten. „Die Aussage ist nicht akzeptabel“, betonte Rudolf Scharping, der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer. Er kündigte Gespräche nach Olympia an, verwies aber ähnlich wie Moster selbst auf den „besonderen Stress“ des Männer-Teams in Japan.
Bekannte mit „nordafrikanischen Wurzeln“
„Wir haben selbst viele Bekannte mit nordafrikanischen Wurzeln, wie gesagt, es tut mir leid“, sagte der 54-jährige Moster. Der Deutsche Olympische Sportbund reagierte umgehend und kündigte Konsequenzen an. „Es ist wichtig, dass sich Patrick Moster unmittelbar nach dem Wettkampf entschuldigt hat. Wir werden noch heute das persönliche Gespräch mit ihm suchen und die Situation aufarbeiten“, sagte DOSB-Chef Alfons Hörmann. Eigentlich soll Moster bei den am Montag beginnenden Bahnwettbewerben in Izu westlich von Tokio vor Ort sein.
Seine Geschmacklosigkeit passte irgendwie zum verkorksten Fuji-Trip der Straßenfahrer. Am Fuße von Japans berühmtesten Berg wurden die Ambitionen einen Tag vor dem Straßenrennen von dem positiven Corona-Test von Simon Geschke ausgebremst. Nach einer nahezu schlaflosen Nacht fuhr Schachmann noch auf Platz zehn, die Medaille verpasste der Berliner aber klar.

Kritik auch an der Art der Vorbereitung
„Mit der Leistung war ich nicht unzufrieden. Ich bin all-in gegangen, weil ich mich nicht für einen fünften oder sechsten Platz verstecken wollte. Im Zeitfahren lief es dann gar nicht“, sagte Schachmann der dpa. „Gut vorbereitet und dann ging es am Tag vor dem Straßenrennen los. Ich werde das abhaken und gucken, dass ich mir für das Jahr wieder neue Ziele stecken und angreifen kann.“

Ein Ziel sind sicher auch die nächsten Sommerspiele in drei Jahren in Paris. Viel anders machen will Schachmann vorher nicht, sollte er nominiert werden. „Ich habe mir in der Vorbereitung nichts vorzuwerfen“, sagte der 27-Jährige. Nach dem Straßenrennen hatte es Diskussionen gegeben, ob die Tour de France nicht die bessere Vorbereitung auf Tokio gewesen wäre.

DPA