Philippinen melden ersten Coronavirus-Todesfall außerhalb Chinas
Der südostasiatische Inselstaaten hat den ersten Coronavirus-Todesfall außerhalb Chinas gemeldet. Offiziellen Angaben zufolge sind in China bereits 304 Menschen an der Erkrankung gestorben. Weltweit werden immer mehr Infizierte gemeldet.
Bis zu 100 000 Menschen könnten in Chinas Wuhan infiziert sein. (AFP)

Das Gesundheitsministerium der Philipinen hat am Sonntag mitgeteilt, dass auf dem pazifischen Inselstaat ein 44-Jähriger aus der chinesischen Stadt Wuhan ums Leben gekommen sei. Er sei am Samstag seiner schweren Lungenentzündung erlegen. Die Zahl der Infizierten nimmt weltweit zu.

In China stieg die Zahl der Toten unterdessen bis einschließlich Samstag nach staatlichen Angaben auf 304. Die in der Volksrepublik erfassten Krankheitsfälle stiegen auf 14380, wie das Staatsfernsehen unter Berufung auf die Gesundheitsbehörde NHC berichtete. Allein am Samstag seien 2590 Neuerkrankungen registriert worden, so viele wie nie zuvor an einem einzigen Tag.

Alle neuen Todesfälle in China und die meisten Neuinfektionen wurden den Angaben zufolge aus der praktisch unter Quarantäne stehenden Provinz Hubei gemeldet. Dort liegt auch die Millionen-Metropole Wuhan, von wo aus die Epidemie ihren Ausgang nahm.

Deutschland evakuiert 130 Menschen aus China

Etwa zwei Dutzend weitere Länder und Regionen haben zusammen mehr als 130 Infektionen erfasst. Die meisten Betroffenen waren kürzlich in Hubei oder kamen von dort.

Einige Länder haben damit begonnen, ihre Staatsbürger aus Hubei auszufliegen. Am Samstag etwa landete ein Flugzeug der Bundeswehr mit mehr als 120 Menschen an Bord in Frankfurt.

Die Türkei evakuierte mit einem Militärtransportflugzeug vom Typ A400M am Samstag 42 Personen aus dem chinesischen Wuhan. Darunter befanden sich 32 türkische Staatsbürger und 10 Personen aus Aserbaidschan, Albanien und Georgien.

„Es liegt sicher keine Panik vor“

Im größten Krankenhaus im chinesischen Wuhan werden - wie in den meisten anderen Kliniken der Millionenstadt - derzeit fast ausschließlich Coronavirus-Patienten behandelt. Dennoch laufe soweit alles in geregelten Bahnen, berichtete der deutsche Präsident des chinesisch-deutschen Freundschaftskrankenhauses, Eckhard Nagel. Der Professor von der Universität Bayreuth steht in engem Austausch mit seinem Kollegen in Wuhan. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur betonte er: „Es liegt sicher keine Panik vor.“

Allerdings: „Den normalen Alltag gibt es jetzt nicht. Jeder ist ein potenzieller Notfallpatient, dementsprechend sind alle Abläufe anders als sonst“, sagte Nagel. Das Tongji-Klinikum habe hohen europäischen Standard. „Insofern sind die Kollegen auch geschult, mit schwerkranken Patienten und schwierigen Situationen umzugehen.“

Bis zu 100 000 Infizierte in Wuhan

Neben den nötigen Vorsichtsmaßnahmen sei vor allem die emotionale Seite belastend. Viele Patienten kämen in großer Sorge in die Notaufnahme, und die Stimmung in der unter Quarantäne gestellten Stadt sei per se niedergeschlagen.

Da Prognosen zufolge bis zu 100 000 Menschen in Wuhan infiziert sein könnten, ist laut Nagel absehbar, dass nicht mehr alle erkrankten Patienten direkt stationär aufgenommen werden können. Dabei hat das Tongji-Klinikum, das im Jahr üblicherweise 6,5 Millionen Patienten behandelt, 6000 Betten. Zum Vergleich: Deutschlands größtes Universitätskrankenhaus, die Berliner Charité, hat rund 3000 Betten.

Die Versorgung und Logistik des riesigen Krankenhauses läuft zu Nagels Verwunderung offenbar trotz der Abriegelung Wuhans weiterhin gut. Allerdings würden weitere Mediziner und Pflegekräfte von außerhalb benötigt, weil die ansässigen rund um die Uhr in voller Besetzung im Einsatz seien. Auch mit Blick auf Schutzanzüge und Masken, die für die Versorgung von Isolationspatienten nötig seien, werde Unterstützung benötigt.

Die offiziellen Zahlen über Infizierte und Todesopfer hält Nagel für plausibel. „Ich habe den Eindruck, dass die Verantwortlichen im Gesundheitswesen großes Interesse haben, wirklich transparent mitzuteilen, wie die Situation aussieht. Das Verständnis ist gewachsen dafür, dass nur, wenn wir alle Daten, die wir haben, miteinander teilen, diskutieren und bewerten, mögliche negative Folgen dieser Infektionskrankheit eingedämmt werden können.“


TRT Deutsch und Agenturen