Ankara: Getreide-Abkommen um 120 Tage verlängert
Das Istanbuler Getreide-Abkommen ist kurz vor Ablauf verlängert worden. Es soll für vier Monate fortgesetzt werden. Türkiye und die UN hatten zuvor erneut zwischen der Ukraine und Russland vermittelt.
Die türkische und die ukrainische Fahne wehen im Wind. / Photo: AA (AA)

Das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine ist um 120 Tage verlängert worden. Das bestätigte ein türkischer Regierungsvertreter am Donnerstag in Istanbul. das Abkommen werde „unter den aktuellen Bedingungen“ für vier Monate fortgesetzt. Nach dem Winter könne es „neue Vereinbarungen“ geben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bezeichnete die Übereinkunft auf Twitter „als Ergebnis der von Türkiye geführten vierseitigen Gespräche“. Er wies darauf hin, dass fast 500 Schiffe in den letzten vier Monaten mehr als elf Millionen Tonnen Getreide und Lebensmittel transportiert hätten. Das zeige, wie wichtig das Abkommen für die weltweite Lebensmittelversorgung und -sicherheit sei.

Auch Kiew bestätigt Verlängerung

Der ukrainische Infrastrukturminister Oleskandr Kubrakow sprach auf Twitter von einem „weiteren wichtigen Schritt im weltweiten Kampf gegen die Nahrungsmittelkrise“. Er würdigte zudem die Bemühungen von Erdoğan und dem türkischen Verteidigungsminister Hulusi Akar.

Kiew habe vorgeschlagen, das Abkommen um ein Jahr zu verlängern und den Hafen von Mykolajiw im Süden der Ukraine miteinzubeziehen, so Kubrakow. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, eine effektive Arbeit des gemeinsamen Koordinationszentrums in Istanbul zu gewährleisten.

Guterres begrüßt Einigung und will Hindernisse abbauen UN-Generalsekretär Antonio Guterres begrüßte die Einigung aller Beteiligten. Die Fortsetzung der Abkommen sei nötig, um die Preise für Nahrungsmittel und Düngemittel zu senken und eine weltweiten Nahrungsmittelkrise zu verhindern. „Die Vereinten Nationen setzen auch alles daran, die verbliebenen Hürden für den Export von Nahrungs- und Düngemitteln aus Russland zu entfernen“, teilte Guterres weiter mit. Diesen Punkt hatte die Regierung in Moskau zur Bedingung für ihre Zustimmung gemacht.

Gerade in diesem Punkt bestand jedoch offenbar noch Gesprächsbedarf. So sei etwa ein Export russischen Ammoniaks über eine Pipeline zum Schwarzen Meer nicht Teil der vereinbarten Erneuerung des Getreideabkommens, sagte eine in den Gespräche eingeweihte Person der Nachrichtenagentur Reuters.

Bedeutung des Getreide-Abkommens

Das von der UNO und Türkiye vermittelte Abkommen wäre in der Nacht zum Samstag ausgelaufen. Es wurde am 22. Juli in Istanbul unterzeichnet, um die sichere Ausfuhr von ukrainischem Getreide durch einen Schutzkorridor im Schwarzen Meer trotz Krieg zu ermöglichen. Es geht aber auch um den Export von russischen Lebens- und Düngemitteln. Die Ukraine und Russland zählen weltweit zu den größten Getreideexporteuren, entsprechend haben ihre Lieferungen einen großen Einfluss auf die globale Entwicklung der Lebensmittelpreise. Das Export-Abkommen ist einer der wenigen diplomatischen Erfolge in dem seit dem 24. Februar anhaltenden russischen Krieg gegen die Ukraine. Es soll den weltweiten Anstieg der Getreidepreise dämpfen, die vor allem ärmeren Ländern zu schaffen machen.

TRT Deutsch und Agenturen