„Der gescheiterte Putschversuch“ – Eine gescheiterte ZDF-Doku?
Die Erwartungen an die ZDF-Doku „Kampf auf der Bosporus-Brücke“ waren groß – um so enttäuschender war für viele das Resultat. Kritik kommt auch vom türkischen Botschafter in Berlin.
„Der gescheiterte Putschversuch“ – Eine gescheiterte ZDF-Doku? (AA)

Der türkische Botschafter in Berlin, Ali Kemal Aydın, hat die jüngste ZDF-Doku über den vereitelten Putschversuch in der Türkei vom Juli 2016 kritisiert. Es handele sich dabei um „bezahlten Journalismus“, schrieb er am Freitag auf Twitter. Die Helden der Putschnacht, die sich der Fetullahistischen Terrororganisation (FETÖ) widersetzten, seien dadurch „verunglimpft“ worden.

Die 45-minütige Doku mit dem Titel „Kampf auf der Bosporus-Brücke – Die Türkei und der gescheiterte Putschversuch“ ist ein Film vom Ex-Chefredakteur der Tageszeitung „Cumhuriyet“, Can Dündar. Er war in der Türkei zu einer Haftstrafe von mehr als 27 Jahren verurteilt worden. Ein Istanbuler Gericht sprach ihn schuldig, Staatsgeheimnisse verraten und eine Terrororganisation unterstützt zu haben. Dündar lebt seit 2016 in Deutschland im Exil.

Aydın monierte, der deutsche Staatssender habe einen weiteren Türkei-feindlichen Beitrag ausgestrahlt. Ein „Gesetzesflüchtiger und „vermeintlicher Journalist“ sei dafür bezahlt worden, einen „bestellten Film“ abzuliefern.

In dem Film von Dündar werden die Ereignisse auf der Bosporus-Brücke in den Mittelpunkt gerückt. Diese war durch Putschisten blockiert worden. Später wurde auf unbewaffnete Zivilisten geschossen. Mehrere Menschen kamen dabei ums Leben oder wurden verletzt.

Die Doku versucht die Ereignisse Anhand einzelner Schicksale zu rekonstruieren, lässt aber die Demonstranten wie eine hörige Masse erscheinen, so oder so ähnlich lautet die Kritik in den sozialen Medien. Denn in der Doku wird behauptet, die Menschen seien nicht aus eigenem Antrieb für die Demokratie auf die Straße gegangen, sondern nur durch den Aufruf des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Den Machern wird vorgeworfen, die Ereignisse in der Putschnacht gegen die türkische Regierung und Präsident Erdoğan zu instrumentalisieren.

Die Gülenisten hatten über Jahrzehnte hinweg staatliche Institutionen in der Türkei infiltriert, um die Kontrolle über den Staatsapparat zu bekommen. Der im US-Exil lebende Anführer Fetullah Gülen gilt als Drahtzieher des vereitelten Putschversuches in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2016. Insgesamt 246 Menschen kamen durch Angriffe der Putschisten ums Leben, mehr als 2000 wurden verletzt. In Ankara hatten die FETÖ-Putschisten das Parlamentsgebäude bombardiert, in Istanbul war die Bosporus-Brücke blockiert worden.


TRT Deutsch