Ärztepräsident: Verkürzung des Status für Genesene „medizinisch sinnvoll“
Aus medizinischer Sicht ist die Verkürzung des Genesenenstatus auf drei Monate laut dem Ärztepräsidenten Reinhardt „medizinisch sinnvoll“. Die neue Regelung trage zum Gesundheitsschutz der gesamten Bevölkerung bei.
Ärztepräsident: Verkürzung des Status für Genesene „medizinisch sinnvoll“ (DPA)

Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat die umstrittene Verkürzung des Genesenenstatus aus medizinischer Sicht als sinnvoll bezeichnet. „Die bisherige wissenschaftliche Evidenz deutet darauf hin, dass sich Ungeimpfte nach einer durchgemachten Delta-Infektion schon deutlich früher als nach sechs Monaten mit der Omikron-Variante anstecken können“, sagte Reinhardt der „Rheinischen Post“. „Deshalb ist die Verkürzung des Genesenenstatus aus medizinischer Sicht sinnvoll“. Der Präsident der Bundesärztekammer sprang damit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Seite, der die Verkürzung auf drei Monate verteidigt hatte.

Verkürzung löste heftige Kritik aus

Der Genesenenstatus war Mitte Januar auf Basis neuer Vorgaben des Robert Koch-Instituts (RKI) überraschend auf eine Zeitspanne von 28 bis 90 Tagen nach einem positiven PCR-Test verkürzt worden. Zuvor hatten sechs Monate gegolten. Die Entscheidung löste teils heftige Kritik aus. In anderen EU-Staaten gelten Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, für einen Zeitraum von sechs Monaten als genesen. Die Regel betrifft auch Menschen, die beispielsweise von einem EU-Land in ein anderes reisen wollen. Die Vorsitzende der Ärzteorganisation Marburger Bund, Susanne Johna, rechnet mit einem Rückzieher in Deutschland: „Ich glaube nicht, dass sich die 90-Tage-Regelung in Deutschland dauerhaft halten lässt“, sagte sie der „Rheinischen Post“. „Die Mitgliedstaaten der EU haben ja erst vor wenigen Tagen die Gültigkeit des Genesenenstatus auf sechs Monate festgelegt.“ Zwar sei es prinzipiell richtig, dass die Anzahl der Antikörper bei den meisten Menschen etwa 90 Tage nach einer Infektion absinke. „Das ist aber natürlich kein fester Stichtag und patientenindividuell sehr unterschiedlich“, sagte Johna. Insofern sei die europaweite Regelung durchaus vertretbar. „Das sollte durch Alleingänge nicht in Zweifel gezogen werden.“ Ärztekammer-Präsident Reinhardt unterstützte es dagegen, dass sich die Bundesregierung auf EU-Ebene für eine Verkürzung des Genesenenstatus einsetzen will. „Das trägt letztlich auch zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung in Deutschland bei“ Er argumentierte zudem, in Deutschland stehe ausreichend Impfstoff in den Impfzentren und Praxen zur Verfügung. „Die Verkürzung des Genesenenstatus wird also nicht dazu führen, dass andere Impfwillige nicht zum Zuge kommen“.

DPA