Antisemitismus: Immer mehr Juden verlassen Frankreich
Das Thema Antisemitismus sowie antireligiöse Handlungen tauchen regelmäßig in den politischen Debatten Frankreichs auf. Ein Bericht zeigt: Die Anzahl der Angriffe auf Juden in Frankreich steigt, weshalb die Minderheit immer mehr das Land verlässt.
Von Jahr zu Jahr steigen die Angriffe auf Juden in Frankreich, weshalb immer mehr Juden das Land verlassen. (AA)

Das Thema Antisemitismus taucht regelmäßig in den politischen Debatten Frankreichs auf, die vor allem durch das Erstarken der extremen Rechten und negatorischer Diskurse geprägt sind. Seit fast zehn Jahren steigen die Fälle von Antisemitismus im Land fast konstant, sowohl auf Seiten der Verbände als auch des Innenministeriums. Die antireligiöse Stimmung im Land führt zu einer vermehrten Ausreise von Juden aus dem Land. Antisemitismus in der französischen Gesellschaft verwurzelt Anfang 2022 veröffentlichte der französische Thinktank „Stiftung für politische Innovation“ einen Bericht, der den Antisemitismus in Frankreich aufzeigt. Von den gelben Sternen, die von Impfverweigerern getragen wurden, bis hin zur Kritik an einer vermeintlichen Vorherrschaft der Juden in den Mainstream-Medien und der Vorstellung einer jüdischen Verschwörung sei das Jahr 2021 „von einer Zunahme antisemitischer Vorfälle geprägt“, beklagte die Stiftung in der Einleitung ihres Jahresberichts. Dies zeige, dass die Vorurteile gegenüber Juden in der französischen Gesellschaft fortbestehen und der Antisemitismus in Krisenzeiten gedeiht. Der Bericht stellt jedoch fest, dass sich die Franzosen der Existenz des Antisemitismus bewusst sind, da 64 Prozent von ihnen „glauben, dass er weit verbreitet ist“.

Jeder dritte antireligiöse Angriff in Frankreich antisemitisch motiviert

Nach offiziellen Angaben der französischen Regierung wurden im vergangen Jahr 1659 antireligiöse Handlungen registriert. Rund ein Drittel davon waren judenfeindlich motiviert. Davon richteten sich 589 gegen Juden, 857 gegen Christen und 213 gegen Muslime. Die beiden Abgeordneten Isabelle Florennes und Ludovic Mendes, die vom Premierminister mit einer Untersuchung über antireligiöse Handlungen in Frankreich beauftragt wurden, stellten in ihrem Bericht fest, dass die Judenfeindlichkeit immer häufiger zu physischen Angriffen führte. Die jüdische Gemeinschaft sei von einer Reihe von antireligiösen Angriffen betroffen, die 52 Prozent der erfassten Vorfälle ausmachten. Jeder zehnte erfasste Vorfall sei dabei ein tätlicher Angriff, so die Autoren des Berichts. Antireligiöse Handlungen bewegen Frankreichs Juden zur Ausreise Das spiegelt sich auch in den Auswanderungszahlen wider. Im Jahr 2021 gaben die israelische Einwanderungsministerin Pnina Tamano Shata, die Jewish Agency und die NGO Nefesh B'Nefesh auf einer Pressekonferenz bekannt, dass 3.500 Franzosen nach Israel eingewandert sind. Diese Zahl stellt somit einen deutlichen Anstieg gegenüber den rund 2.220 Ausreisen in den Jahren 2019 und 2020 dar. Frühere Daten zeigten sogar, dass zwischen 2013 und 2017 vemehrt Juden das Land in Richtung Israel verlassen hatten, nachdem es 2012 zu einer Welle von Anschlägen in Frankreich gekommen war. So waren 2012 mehr als 1.900 Juden aus Frankreich nach Israel gewandert, 2013 waren es 3.120 Menschen. Im Jahr 2014 verließen bereits mehr als 7.200 Menschen Frankreich, während es 2015 fast 7.500 Menschen waren. Derzeit leben etwa 467.500 Juden in Frankreich.

TRT Deutsch