70. Europatag im Schatten der Corona-Krise
Im Schatten der Corona-Krise feiert die EU ihr 70-jähriges Bestehen. In der Krise habe die EU als Team agiert und die Türkei sei „Teil“ dieser Zusammenarbeit, meint Christian Berger, EU-Delegationsleiter in der Türkei.
70 Jahre Europa (DPA)
Zum 70. Jahrestag der Anfänge der Europäischen Union fordert Kommissionschefin Ursula von der Leyen, stärker an einem Strang zu ziehen und die Gemeinschaft besser gegen Krisen zu wappnen. „Der Corona-Schock trägt auch eine heilsame Botschaft in sich: Wer nur auf sich selber schaut, kommt nicht weit“, sagte von der Leyen vor dem Europatag. „Große Krisen, Konflikte und Reformen meistern wir nur gemeinsam.“

Der Europatag erinnert an die Erklärung des französischen Außenministers Robert Schuman am 9. Mai 1950, also vor genau 70 Jahren. Damals schlug er die Zusammenlegung der Kohle- und Stahlindustrie der einstigen Kriegsgegner Frankreich und Deutschland vor. Diese sogenannte Montanunion gilt als Urzelle der EU.

„Die Erklärung Robert Schumans vor 70 Jahren hat das Schicksal unseres Kontinents verändert“, erklärte von der Leyen. „Schumans Forderungen nach einem einigen und solidarischen Europa sind gültiger denn je.“ Und sie fügte hinzu: „Ich kämpfe für ein solidarisches Europa, das sich die grünen und digitalen Chancen beherzt zu eigen macht und sich für kommende Krisen robuster aufgestellt.“

„Die Türkei ist auch ein Teil davon“

In der Corona-Krise habe die EU zusammengearbeitet, betont auch Christian Berger, Botschafter und Leiter der EU-Delegation in der Türkei. „Die Europäische Union, ihre Institutionen und Mitgliedstaaten sind schnell zusammen als europäisches Team eingetreten und haben eine sehr starke Koordinierungsbeteiligung vorgenommen.“

Vor mehr als ein paar Tagen habe die EU die Vereinigung der internationalen Gemeinschaft um Spenden gebeten. Rund 8 Milliarden Euro wurden gesammelt. Dieser Fond werde nun benötigt, um die notwendigen Forschungs- und Entwicklungsbemühungen zu unterstützen.

Das Zusammenführen von technologischen, wissenschaftlichen und finanziellen Ressourcen zur Lösung eines Problems sei der beste Weg, um die Zusammenarbeit zu demonstrieren. Und: „Die Türkei ist auch ein Teil davon. Ich bin sehr erfreut es zu sagen“, betont Berger.

„Die Union steht am Scheideweg und diese Krise ist eine Chance“ Die sozialdemokratische Fraktionschefin im Europaparlament, Iratxe García, betonte: „Die Union steht am Scheideweg und diese Krise ist eine Chance, einen Schritt voran zu gehen.“ Wie von der Leyen betonte auch García die Bedeutung des geplanten Wiederaufbauprogramms nach der Corona-Krise. Dieses müsse genutzt werden, jeden Bürger, jede Region und jedes Land stärker zu machen. Auch die Linken-Europaabgeordneten Helmut Scholz und Martina Michels würdigten den Schuman-Plan als Wegbereiter der europäischen Integration für ein friedliches und solidarisches Zusammenleben. „Die gegenwärtige Krise legt aber die politischen Spaltungen innerhalb der Union offen und offenbart ihre konstitutionellen Schwächen“, meinten sie. „Das werden auch viele schöne Festtagsreden zum 70. Jahrestag der Schuman-Erklärung nicht verbergen können.“ Wegen der Pandemie wird der Europatag am Samstag vor allem Online begangen.

Agenturen