Industrie verzeichnet Auftragsminus / Photo: DPA (dpa)
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Vier von zehn Firmen in Deutschland rechnen in diesem Jahr mit einer Rezession. Nur gut ein Viertel der Betriebe setzt auf eine höhere Geschäftstätigkeit und rund 35 Prozent auf eine Stagnation, wie aus einer Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter 2500 Unternehmen hervorgeht, die der Nachrichtenagentur Reuters am Montag vorlag. Die Geschäftserwartungen der Firmen hätten sich im Jahresverlauf 2022 erheblich eingetrübt. „In der Bauwirtschaft wird eine ernste Rezession vorhergesehen, auch in der Industrie dominieren die Pessimisten.“ Die verschlechterten Produktionserwartungen für 2023 seien in allen Wirtschaftsräumen nahezu gleichermaßen zu beobachten.
Zum Jahresende 2022 bewerten nur noch 32 Prozent der vom IW befragten Unternehmen ihre gegenwärtige Geschäftslage besser als vor einem Jahr. Der Anteil der Firmen mit einer schlechteren Lage stieg dagegen deutlich auf ein Drittel. Damit hat sich die merklich positive Lagebeurteilung laut IW aufgelöst - gemessen am Saldo aus positiven und negativen Meldungen. Bei der Sommer-Umfrage lag dieser Saldo noch bei 16 Prozentpunkten – nach 30 Prozentpunkten in der Herbstumfrage 2021. „Die Belastungen durch hohe Energiekosten und anhaltende Materialprobleme haben somit bereits deutliche Spuren im Wirtschaftsleben hinterlassen und die zunächst für das Jahr 2022 bestehende Zuversicht zerrieben.“ Extrem schwierige Lage im Bausektor
Düster sieht es vor allem am Bau aus, wo nur 15 Prozent der befragten Betriebe für 2023 mit einem Produktionsplus rechnen. Dagegen erwarten fast 54 Prozent einen Rückgang und fast ein Drittel eine gleichbleibende Wirtschaftsleistung. Die Branche leidet unter gestiegenen Preisen und höheren Zinsen. Auch in der Industrie sei der Anteil der pessimistisch gestimmten Unternehmen mit 39 Prozent deutlich höher als das Gewicht der Optimisten mit knapp 28 Prozent, betonte die Ökonominnen und Ökonomen des IW. „Dieser insgesamt negative Befund ergibt sich vor allem aus der erheblich zurückhaltenden Einschätzung in der Konsum- und Grundstoffindustrie.“
Bei den Dienstleistern halten sich die Betriebe mit positiven (29 Prozent) und negativen (32 Prozent) Erwartungen fast die Waage. Knapp 40 Prozent gehen von stabilen Geschäften aus. „Einer negativen Stimmung im Handel stehen gute Aussichten in den Bereichen IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie) und Medien entgegen“.
Im Vergleich der Regionen macht das Kölner Institut kaum Unterschiede aus. Allenfalls gebe es in Bayern insgesamt weniger pessimistische Betriebe. Zudem seien Unternehmen in Sachsen und Thüringen zurückhaltender bei ihren Erwartungen. So gingen in der Region Süd-Ost 46 Prozent der Firmen für 2023 von einem Geschäftsrückgang aus.

Reuters