Olympische Ringe (dpa)
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Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hält die Rhein-Ruhr-Region für den derzeit einzig möglichen Bewerber für die Olympischen Spiele 2032. Berlin ist dadurch aus dem Rennen. Eine vom DOSB in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage zeichne „ein erfreulich positives Bild“ der Stimmungslage in Rhein-Ruhr und in jeder der beteiligten Kommunen, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann der Deutschen Presse-Agentur. Nordrhein-Westfalen biete mit dieser Initiative „eindeutig die bessere Ausgangslage als derzeit Berlin“. Diese Vorentscheidung sei nach intensiven und verschiedenen Analysen gefallen. „Zum einen haben wir das Erbe unserer verschiedenen Bewerbungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten systematisch analysiert“, erklärte Hörmann. Zuletzt war München im Bemühen um die Winterspiele 2018 und 2022 sowie Hamburg um die Sommerspiele 2024 gescheitert. Außerdem seien die Konzepte analysiert und die Stimmungslage an Rhein und Ruhr sowie an der Spree ermittelt worden. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sieht im Bekenntnis des DOSB-Chefs „eine großartige und ermutigende Nachricht“. „Fairerweise muss man dazu betonen, dass Rhein-Ruhr bereits einen zwei- bis dreijährigen Prozess hinter sich hat, den Berlin so nicht hatte“, betonte der DOSB-Chef. Zudem sei denkbar, dass das Internationale Olympische Komitee die Sommerspiele in zwölf Jahren schon 2022 vergeben könnte: „Somit reicht nach menschlichem Ermessen und logischer Abwägung die für eine Bewerbung 2032 zur Verfügung stehende Zeit für Berlin nicht mehr aus.“ Die Hauptstadt wäre aber für 2036 oder 2040 „allemal ein interessanter und nahe liegender“ Bewerber. Im Hintergrund steht allerdings die Problematik der Spiele 1936. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte sich deutlich gegen eine Bewerbung der Hauptstadt um Olympia 100 Jahre nach den von den Nationalsozialisten zu Propagandazwecken missbrauchten Spielen ausgesprochen. Eine „sehr gute Grundlagenarbeit“ habe hingegen Michael Mronz, Begründer der Initiative „Rhein Ruhr City 2032“, mit der Landesregierung und den beteiligten 14 Städten der Region in den letzten beiden Jahren geleistet. Dem „tragfähigen Konzept“ hätten neben dem Landtag schon etwa die Hälfte der Stadträte zugestimmt. „Auch die erfreulichen Ergebnisse der Forsa-Umfrage lassen den Schluss zu, dass aus heutiger Sicht eine solide Ausgangsbasis für weitere Aktivitäten gegeben sein sollte“, stellte Hörmann fest. „Wir freuen uns, dass unser Konzept ökologisch und ökonomisch nachhaltiger Spiele an Rhein und Ruhr den DOSB überzeugt“, sagte Mronz. „Im nächsten Schritt gilt es, national und dann möglicherweise international die notwendigen Hausaufgaben zu machen“, erklärte er. Unterstützung erhält seine Initiative von der Vorsitzenden des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag (SPD). Das innovative Konzept gehe über den Sport hinaus, könne die Menschen überzeugen, „dass Olympische Spiele über das Sportevent hinaus einen Mehrwert für ihre eigene Lebenswirklichkeit mit sich bringen können“, sagte die Westfälin. Der Landessportbund Berlin hält Olympische Spiele 2036 in Berlin weiterhin für möglich. „Das Interesse für 2036 ist klar vorhanden, aber es gibt keine Fixierung darauf“, sagte LSB-Direktor Friedhard Teuffel. 2032 komme für Berlin „einfach zu früh“. Im zweiten Quartal 2020 soll sich nach seinen Vorstellungen das DOSB-Präsidium klar positionieren, wie der weitere Fahrplan aussehen kann und welche Grundlagen gegeben sind, „so dass man im zweiten Halbjahr mit NRW in den sehr intensiven Dialog“ gehen könne. Die offizielle Entscheidung über eine Olympia-Kandidatur kann nur von einer Mitgliederversammlung des DOSB getroffen werden. Die nächste wird am 5. Dezember in München stattfinden. Rhein-Ruhr muss nun das Olympia-Konzept fertigstellen. „Dabei muss insbesondere klar sein, wie die mögliche Finanzierung aussieht“, sagte Hörmann. Dazu gehöre, wie eine konkrete Mittelverteilung zwischen Bund, Land und Kommunen gestaltet werden soll. „Denn gerade das war der wohl entscheidende Punkt auf der Zielgeraden in Hamburg: Es wurde ein erheblicher Mittelbedarf aufgezeigt, aber niemand konnte ganz konkret sagen, wie dieser gedeckt wird.“ Nicht minder wichtig sei die demokratische Legitimation der Bürger für Olympia. „Gerade in den Kernstädten wie Köln und Düsseldorf brauchen wir eine deutliche Zustimmung, weil das Konzept andernfalls sinnlos und zum Scheitern verurteilt wäre“, sagte Hörmann. Man sei sich mit NRW einig, dass erst die Grundvoraussetzungen seitens der Politik und der Region geschaffen werden müssen, bevor der nationale Sport endgültig entscheiden könne. „Wenn diese elementaren Voraussetzungen nicht gegeben sind, sollten wir unsere Zeit und unsere Ressourcen besser in die vielfältigen sonstigen Themen des Sports und die damit verbundenen gesellschaftspolitischen Aufgaben investieren“ sagte Hörmann.

dpa