Ender Koca (Mitte)  (Others)
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Ender Konca wechselte nach Stationen in Kasımpaşa, Istanbulspor und Eskişehirspor in der Saison 1971/1972 zu Eintracht Frankfurt und wurde damit der erste Fußballspieler, der von einer anatolischen Mannschaft nach Europa kam. Er bestritt 41 Pflichtspiele für die Eintracht, erzielte 8 Tore und sorgte für eine Torvorlage. Ender Konca wechselte in der Winterpause der Saison 1972/1973 wieder zu Fenerbahçe Istanbul, errang mit der Mannschaft zwei Meisterschaften in der Süper Lig und gewann jeweils einmal den türkischen Pokal und den Präsidentenpokal. 1983 hängte er in Eskişehirspor, der Stadt, in der er die genannten Pokale gewann, seine Fußballschuhe an den Nagel. Im Interview mit TRT Deutsch blickt Şahan auf seine Fußballkarriere zurück und berichtet von seinen unvergesslichen Erlebnissen in Deutschland.

Wie kam es zu Ihrem Wechsel zu Eintracht Frankfurt?

Mit meiner Leistung im Spiel gegen Deutschland am 17. Oktober 1970 in Köln bin ich wohl Eintracht Frankfurt aufgefallen. Berti Vogts war ein sehr guter Rechtsverteidiger. Ich hatte ihn viele Male ausgedribbelt, aber er gab nie auf. Vogts wollte immer die Trikots von Spielern, die ihm auf dem Feld überlegen waren. Er fragte auch mich nach meinem Trikot und fügte es seiner Sammlung hinzu. Von dem Journalisten Doğan Pürsün erfuhr ich, dass auch Jürgen Grabowski, der ebenfalls bei diesem Spiel auflief, meine Leistung aufgefallen war und er Eintracht Frankfurts damaligen Präsidenten Albert Zellekens ermunterte, mich unbedingt zu holen. Neuneinhalb Monate nach diesem Spiel habe ich mein erstes Spiel für Eintracht Frankfurt bestritten.

Erinnern Sie sich an Ihr erstes Spiel für Eintracht Frankfurt?

Am 30. Juli 1971 bestritten wir im Waldstadion ein Freundschaftsspiel gegen Europapokalsieger Ajax Amsterdam. Auch Johan Cruyff stand auf dem Spielfeld. Ich gab Grabowski bei dem Spiel, das wir mit 2:1 gewannen, eine Vorlage. Gegen Ende des Spiels erlitt ich eine leichte Verletzung und verließ unter dem Applaus des Publikums, das von meiner Leistung wohl überzeugt war, den Platz. Entsprechend kann ich die positiven Nachrichten, die über mich in der Frankfurter Presse nach meinem ersten Spiel veröffentlicht wurden, nicht vergessen. Ich war damals Wehrpflichtiger und bin nach dem Spiel in Türkiye zurückgekehrt, um meinen Wehrdienst abzuleisten.

Erinnern Sie sich an Ihr erstes Spiel in der Bundesliga?

Wir spielten am 14. August 1971 auswärts gegen Hamburg. Dort stand Özcan Arkoç im gegnerischen Tor, und erstmals in der Geschichte der Bundesliga traten zwei türkische Spieler gegeneinander an. Ich hatte eine Torchance gegen Arkoç, konnte aber keinen Treffer erzielen. Wir verloren die Begegnung mit 1:5. Ich war sehr verärgert, und Grabowski versuchte mich zu trösten.

Sie sind der erste türkische Fußballspieler, der in der Bundesliga ein Tor erzielt hat, und insgesamt haben Sie 7 Treffer verbucht. Was war Ihrer Meinung nach Ihr schönster Treffer?

In der Begegnung gegen den VfL Bochum, das wir mit 3:2 im Waldstadion für uns entscheiden konnten, gelangen mir zwei Treffer. Mein schönstes Tor in der Bundesliga erzielte ich bei diesem Spiel mit einem Schuss aus 25 Meter Entfernung.

Am 30. Oktober 1971, dem 10. Jahrestag des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und Türkiye, erzielten Sie Ihr schönstes Tor in der Bundesliga. Kamen auch damals in Deutschland arbeitende Türken zu Ihren Spielen?

Hunderte von Türken kamen zu jedem unserer Spiele im Waldstadion. Ihre Unterstützung stärkte meine Moral enorm. Damals traf ich viele türkische Familien, die mich dort nicht alleinließen, und verbrachte viel Zeit mit ihnen.

Wer war ihr engster Teamkollege oder Freund bei der Eintracht?

Ich mochte alle Spieler unseres Teams. Und entsprechend mochten sie auch mich. Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein waren meine besten Freunde. Ich betrachtete sie als Teil meiner Familie.

Am 3. Juni 1972, beim Auswärtsspiel gegen den FC Bayern München, tunnelten Sie in einem Zweikampf Franz Beckenbauer. Stimmt es, dass er Sie nach dieser Aktion foulte?

Nachdem ich bei diesem Match an Johnny Hansen vorbeigezogen bin, habe ich Franz Beckenbauer „positionsbedingt“ getunnelt und wurde von ihm getreten. Ich habe das Spiel regulär beendet. Auch hatte ich keine ernsthafte Verletzung erlitten und konnte beim nächsten Spiel wieder auflaufen. Im Fußball gibt es solche Situationen, aber ich hatte sicher nicht die Absicht, ihn zu demütigen. Mein Anstand lässt so etwas nicht zu.

Können Sie mit uns Ihre Erinnerungen an das UEFA-Pokal-Spiel gegen den FC Liverpool teilen?

Wir spielten damals auswärts gegen Liverpool, dessen Trainer Bill Shankly war und bei dem Persönlichkeiten wie Kevin Keegan und Emlyn Hughes spielten. Wir verloren die Partie mit 0:2 und erreichten zu Hause nur ein torloses Unentschieden. Liverpool warf uns aus dem Wettbewerb und gewann am Ende den UEFA-Pokal.

Warum haben Sie damals Eintracht Frankfurt verlassen? Haben Sie diese Trennung jemals bereut?

Ich musste Eintracht Frankfurt wegen finanzieller Probleme verlassen und wechselte in der Winterpause der Saison 1972/1973 zu Fenerbahçe Istanbul. Die Mannschaft arrangierte ein Abschiedsessen für mich. Ich schrieb einen Abschiedsbrief mit dem Titel „Danke“, der auch in der deutschen Presse veröffentlicht wurde. Im Nachhinein habe ich es sehr bereut, Eintracht Frankfurt verlassen zu haben. Wäre ich geblieben, hätte ich zum einen eine bessere Karriere machen können und darüber hinaus ein Zeichen gesetzt für türkische Fußballspieler, die in Deutschland spielen wollten.

Sie waren 2017 zu Besuch bei Eintracht Frankfurt. Was ist bei diesem Besuch passiert?

Nach 44 Jahren war ich endlich wieder mit meinen ehemaligen Teamkollegen vereint. Mit Jürgen Grabowski, Dr. Peter Kunter und Peter Reichel konnten wir uns über die alten Zeiten unterhalten. Ich habe damals das Stadion und das Museum besucht. Grabowski war ein sehr guter Freund. Am Ende war ich froh, ihn wiedergesehen zu haben, und entsprechend hat mich die Nachricht von seinem Tod sehr traurig gestimmt.

Glauben Sie, dass Eintracht Frankfurt in der UEFA Champions League erfolgreich sein wird?

Ich freue mich sehr, dass Eintracht Frankfurt Sieger der UEFA Europa League geworden ist. Ich glaube fest daran, dass die Mannschaft auch in der UEFA Champions League erfolgreich sein wird.

Vielen Dank für das Gespräch!