Die E-Athleten Eren Poyraz (l) und Cihan Yaşarlar von Hertha Berlin (AA)
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Für viele junge Menschen ist das Auslaufen als Fußballprofi in der Bundesliga ein Traum. Doch auch der Trend, digitaler Sportler zu werden, wächst. Unter den E-Sports-Begeisterten sind auch viele Türken und Türkischstämmige.

Für die E-Athleten Eren Poyraz und Cihan Yaşarlar von Hertha Berlin hat sich dieser Traum erfüllt. Gegenüber den Journalisten Erbil Başay und Serkan Karkuş von der Nachrichtenagentur Anadolu erzählten sie am Samstag, wie sie E-Sportler für die Virtual Bundesliga wurden, was ihre Ziele für die Zukunft sind und welche Ratschläge sie für junge E-Sport-Fans haben.

Der 19-jährige Eren Poyraz erklärte, dass er sich schon als Kind für FIFA-Spiele interessiert und an Turnieren teilgenommen habe. Dabei habe er auch die Spiele seines heutigen Kollegen Cihan Yaşarlar beobachtet. In einem Turnier in Berlin-Kreuzberg machte Poyraz mit seinem Talent auch sich aufmerksam und landete schließlich in der „eSport-Akademie“ von Hertha BSC. „Es ist eigentlich ein normaler Beruf“ Poyraz' Vater und seine Freunde hätten das Turnier vor Ort verfolgt und ihn wie einen „echten Fußballer“ behandelt, so Poyraz. Das sei sehr schmeichelhaft für ihn gewesen. „Es ist eigentlich ein normaler Beruf“, findet Poyraz. Er habe aber sein Hobby zum Beruf gemacht. Während sein Vater ihn angefeuert habe, habe er seine Schwester alles mehrmals erklären müssen. Seine Großeltern verstünden bis heute nicht, was ihr Enkel genau mache. Poyraz rät jungen Menschen, die sich für E-Sport interessieren: „Beendet zuerst die Schule. Das ist das Wichtigste.“ Denn eine E-Sport-Karriere könne genauso schnell vorbei sein, wie sie anfange. „Wenn du in einem Jahr schlecht spielst, will dich kein Team im nächsten (Jahr)“. Deshalb sei es klug, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Der 19-Jährige bilde sich deshalb weiter. Nach dem Abitur könne man sich dann auf den E-Sport konzentrieren, so der Profi. Wichtig sei für junge E-Sport-Begeisterte auch die Selbstvermarktung. Um erfolgreich sein zu können, müssten sie an Turnieren teilnehmen und in den sozialen Medien präsent sein, betonte der 19-jährige E-Sportler. Auch Hertha-Kollege Cihan Yaşarlar sagte, dass er schon früh FIFA gespielt und schließlich auch an Veranstaltungen teilgenommen habe. Yaşarlar habe sogar eines der Turniere gewonnen. Schließlich erregte seine Leistung die Aufmerksamkeit von Schalke 04 und Yaşarlar wurde 2016 in das neugegründete E-Sports-Team der Gelsenkirchener aufgenommen.

Yaşarlar kämpfte nicht nur gegen seinen Gegner Für Schalke 04 hat Yaşarlar in der Virtual Bundesliga für anderthalb Jahre gespielt und in dieser Zeit nach eigenen Angaben das „höchste Niveau seiner Karriere“ erreicht. Dabei gewann er die FIFA Interactive World Cup Regional Finals, die Virtual Bundesliga sowie die ESL Frühlingsmeisterschaft. Nach verschiedenen Stationen landete der Berliner beim Hauptstadtverein Hertha BSC, wo er Spielertrainer wurde. Der erfahrene E-Athlet erklärte, seine Eltern seien zunächst gegen sein Gaming-Hobby gewesen. Der Grund sei Platzmangel gewesen: „Weil ich kein eigenes Zimmer hatte, spielte ich im Wohnzimmer. Mein Vater schaute nebenan fern. Ich schrie, manchmal aus Wut, weil ich ehrgeizig war. Das machte wiederum meinen Vater wütend.“ Mit dem Beginn der E-Profi-Karriere habe er seine Eltern überzeugen können. „Erst als ich zu den Teams ging und damit der Erfolg kam, haben sie mich unterstützt“, so der 29-Jährige. Für seien jungen Kollegen und Schützling hat Yaşarlar nur lobende Worte. Poyraz sei ein talentierter Spieler, der offen für Fortschritte sei. „Wenn er manche Dinge besser machen würde, könnte er ganz groß rauskommen. Er ist jung, er spielt das Spiel gut. Er ist ein ruhiger Mensch. Das spiegelt sich im Spiel wider.“ Dass Poyraz nicht schnell aggressiv werde beim Spielen, sei ebenfalls ein Vorteil, so der Trainer.

TRT Deutsch