ARCHIV - 17.09.2019, Berlin: Jordaniens König Abdullah II. bin Al-Hussein während einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt. Der jordanische Prinz Hamsa bin Hussein ist nach eigenen Angaben unter Hausarrest gestellt worden. (dpa)
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In Jordanien ist Prinz Hamsa bin Hussein nach eigenen Angaben unter Hausarrest gestellt worden in Zusammenhang mit einer angeblichen Verschwörung gegen König Abdullah II. Die britische BBC veröffentlichte am späten Samstagabend ein Video, das der 41 Jahre alte Prinz aus seinem Arrest aufgenommen und dem Sender mit Hilfe seines Anwalts zugespielt haben soll. Darin erhebt er schwere Vorwürfe gegen König Abdullah II. - seinen Halbbruder - und spricht von Festnahmen, Einschüchterung und Drohungen gegen Kritiker des Königs. Dessen Gegner wolle die unfähige und korrupte Regierung offenbar mit allen Mitteln mundtot machen. Fast zeitgleich zur Wortmeldung des Prinzen hatte die „Washington Post“ über die Festnahme von fast 20 Menschen in Zusammenhang mit einem angeblichen Komplott gegen König Abdullah II. berichtet. Die Zeitung schrieb unter Berufung auf einen hochrangigen Regierungsvertreter im Nahen Osten, der über den Fall in Kenntnis gesetzt worden sei, von Ermittlungen zu einer „komplexen und weitreichenden“ Verschwörung. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht. Jordanien ist ein Schlüsselpartner der USA im arabischen Raum und gilt im Vergleich zu einigen seiner regionalen Nachbarn als weitgehend stabil und sicher. König Abdullah II. regiert das Land seit 1999 und hat seine Führungsstärke in mehreren Krisen unter Beweis gestellt.

Videobotschaft: „Ich bin nicht Teil irgendeiner Verschwörung“

Prinz Hamsa sagt in dem Video, der Generalstabschef habe ihn am Samstagmorgen besucht und darüber informiert, dass er das Haus nicht verlassen und keinen Kontakt zur Außenwelt haben dürfe. Seine Telefon- und Internetverbindung sei gekappt worden. „Ich bin nicht Teil irgendeiner Verschwörung oder ruchlosen Organisation oder Gruppe mit ausländischer Unterstützung“, beteuerte der Prinz. Die Staatsagentur Petra berichtete lediglich, dass zwei hochrangige Männer und weitere Verdächtige „aus Sicherheitsgründen“ festgenommen worden seien: Bassim Auadalla, ehemaliger Vorsitzender des Königlichen Gerichts, und Hassan bin Said, Mitglied der Königsfamilie. Petra berichtete zudem unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte, „gut informierte Quelle“, dass Prinz Hamsa weder festgenommen noch unter Hausarrest gestellt worden sei. Der Fall erinnert an Berichte über Festnahmen mehrerer hochrangiger Mitglieder der Königsfamilie in Saudi-Arabien vor gut einem Jahr. Die „New York Times“ und das „Wall Street Journal“ berichteten damals unter Berufung auf Eingeweihte, dass ihnen eine Verschwörung vorgeworfen werde. Das Video weckt zugleich Erinnerungen an die entführten Scheicha Latifa, Tochter des Emirs von Dubai. Die BBC hatte im Februar ein bis dahin unbekanntes Video von Latifa veröffentlicht, das diese aus ihrer Gefangenschaft von sich selbst aufgenommen hatte.

„Umfassende Ermittlungen der Sicherheitsbehörden“

Generalstabschef Jussif al-Hunaiti forderte Prinz Hamsa in einer Mitteilung am späten Samstagabend auf, Handlungen zu unterlassen, die die Stabilität des Königreichs gefährden könnten. Der Prinz solle „Aktivitäten und Schritte beenden, die die Sicherheit und Stabilität Jordaniens untergraben“, verlangte er unter Verweis auf „umfassende Ermittlungen der Sicherheitsbehörden“. Auch Al-Hunaiti dementierte, dass Prinz Hamsa unter Hausarrest gestellt worden sei. Unbestätigten Berichten zufolge wurde auch Prinz Hamsas Büroleiter Jassir Madschali festgenommen. Seine Nichte Basma schrieb bei Twitter, dass Madschali nach einer Razzia an einen unbekannten Ort gebracht worden sei. Noch am Abend drückten andere arabische Länder ihre Unterstützung für König Abdullah II. aus. Saudi-Arabien erklärte, „alle Entscheidungen oder Schritte“ vollständig zu unterstützen, die die Sicherheit und Stabilität Jordaniens wahrten. Aus Ägypten, Bahrain, Kuwait sowie vom Golf-Kooperationsrat kamen ähnliche Erklärungen. US-Außenamtssprecher Ned Price bezeichnete König Abdullah II. als „Schlüsselpartner“ der USA, der die „volle Unterstützung“ der Vereinigten Staaten habe.

dpa