Türkiye, die Vereinten Nationen, Russland und die Ukraine haben in Istanbul eine Vereinbarung über die Wiederaufnahme der Getreideexporte durch das Schwarze Meer unterzeichnet. (AA)
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Trotz der Raketenangriffe auf Odessa will die Ukraine nach eigenen Angaben ihre Bemühungen um die Wiederaufnahme der Getreideexporte aus den Schwarzmeerhäfen fortsetzen. Ein Minister der Regierung sagte am Samstag, dass die Vorbereitungen zur Wiederaufnahme der Getreidelieferungen im Gange seien. Der öffentlich-rechtliche Rundfunksender Suspilne zitierte eine Erklärung des ukrainischen Militärs, wonach die Raketen den Hafen von Odessa nicht wesentlich beschädigten. Die Raketenangriffe erfolgten nur einen Tag nach dem getroffenen Abkommen zur Wiederaufnahme der Getreideexporte zwischen Russland und der Ukraine unter Vermittlung von Türkiye und der UN in Istanbul. Die Übereinkunft wurde als diplomatischer Durchbruch gefeiert, der dazu beitragen werde, den Anstieg der weltweiten Lebensmittelpreise zu bremsen. Unmittelbar nach der Unterzeichnung des Abkommen gingen die internationalen Weizenpreise deutlich runter.

Russland räumt Angriff ein

Russland räumte den indes den Angriff auf den Hafen von Odessa ein. Dabei seien ein ukrainisches Militärschiff und ein Lager mit von den USA gelieferten Harpoon-Raketen zerstört worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag auf Telegram mit. Ein Schiffsreparaturwerk sei ebenfalls unbrauchbar gemacht worden. Am Samstag hatte Moskau laut der Türkei eine Beteiligung an den Luftangriffen noch bestritten.

„Die Russen haben uns gesagt, dass sie mit diesem Angriff nichts zu tun haben und dass sie die Angelegenheit sehr genau untersuchen“, hatte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar versichert. Am Sonntag rückte der Kreml von dieser Darstellung offenbar ab.

Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte auf Telegram, bei dem Angriff mit „hochpräzisen“ Kalibr-Marschflugkörpern sei „militärische Infrastruktur“ zerstört worden. Später bestätigte das russische Verteidigungsministerium den Angriff. Beweise für die Äußerungen lieferte Russland nicht. Von unabhängiger Seite ließen sie sich nicht überprüfen.

Angriff auf Odessa

Nach ukrainischen Angaben wurde bei dem Angriff auf Odessa die Hafen-Infrastruktur beschädigt. Zum Zeitpunkt der Attacke lagerte dort demnach auch Getreide, die Vorräte waren von dem Beschuss jedoch offenbar nicht betroffen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den Angriff als „offensichtliche russische Barbarei“. Die Attacke bringe die Ukraine andererseits „noch näher an das Ziel, die Waffen zu erhalten, die wir für unseren Sieg brauchen“, fügte er in einer Videobotschaft in der Nacht zu Sonntag hinzu.

Zuvor hatte Kiew bereits erklärt, der russische Präsident Wladimir Putin habe den Vereinten Nationen mit dem Beschuss von Odessa „ins Gesicht gespuckt“ und gefährde die Umsetzung des Abkommens zum Export der blockierten Getreidelieferungen.

Auch international war die Attacke verurteilt worden. So stellte etwa die US-Regierung die Glaubwürdigkeit Russlands infrage. Der Angriff lasse „ernste Zweifel“ am russischen Engagement aufkommen, erklärte US-Außenminister Antony Blinken am Samstag. „Er untergräbt die Bemühungen der UNO, der Türkei und der Ukraine, wichtige Nahrungsmittel auf die Weltmärkte zu bringen.“

Die UNO und die Türkei hatten monatelang zwischen Kiew und Moskau vermittelt, um eine Wiederaufnahme der seit Kriegsbeginn blockierten ukrainischen Getreidelieferungen zu erreichen. Am Freitag kam es zur Einigung unter anderem für abgesicherte Transitrouten im Schwarzen Meer. Die Kriegsparteien sagten zu, keine Schiffe auf diesen Routen anzugreifen.

Odessa ist der wichtigste ukrainische Hafen an der Schwarzmeerküste. Die Stadt ist einer der drei Orte, die in dem Getreide-Abkommen ausdrücklich als zentral für den Getreide-Export genannt werden. Ob die Vereinbarungen, die nach russischen Angaben in den „nächsten paar Tagen" greifen sollten, nun hinfällig sind, war zunächst unklar.

TRT Deutsch und Agenturen