Archivbild: Der ukrainische Präsident Selenskyj (dpa)
Folgen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor dem Hintergrund zunehmender Drohungen Moskaus, das Getreideabkommen zu beenden, dessen Bedeutung für die Hungerbekämpfung betont. Er kündigte an, die Exporte weiter auszubauen. Derweil baut die Ex-Sowjetrepublik Belarus mit seinem Nachbarn Russland eine gemeinsame Militäreinheit auf, die ersten russischen Soldaten trafen ein. Gleichzeitig werden alle Sicherheitsorgane, darunter auch der Zivilschutz, bewaffnet und die Schutzbunker im Land für den Ernstfall gerüstet.
Selenskyj will mehr Getreide exportieren und Strom sparen
Selenskyj sagte am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache, obwohl der Krieg die Exporte weiter behindere, habe die Ukraine seit dem Inkrafttreten des Getreideabkommens fast acht Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Seeweg ausgeführt. „Das sind mehr als 300 Schiffe. 60 Prozent der Menge sind nach Afrika und Asien gegangen.“ Erst vor wenigen Tagen hatte Russland damit gedroht, den Getreidedeal zu stoppen und die ukrainischen Häfen wieder zu blockieren, weil nach Moskaus Ansicht Versprechungen gegenüber Russland nicht eingehalten worden seien und zudem angeblich der Sprengstoff für den Anschlag auf die Krim-Brücke über den Seeweg aus der Ukraine geschmuggelt worden sei.
Nach dem Anschlag hatte Russland in der vergangenen Woche die Raketenangriffe auf die Ukraine - und speziell die Energieinfrastruktur - massiv verschärft. Deswegen bat Selenskyj seine Landsleute nun darum, Strom zu sparen. „Aufgrund des russischen Raketenterrors ist es in einigen Städten und Regionen der Ukraine notwendig, die Stromversorgung zu begrenzen, damit das gesamte System stabil funktioniert“, sagte er. Gerade in den Stoßzeiten am Abend sei es notwendig, Strom zu sparen, da es sonst zu Überlastungen komme und die Elektrizitätswerke zu Abschaltungen gezwungen seien.
Belarus bewaffnet seinen Zivilschutz
In Belarus steigen vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs die eigenen militärischen Aktivitäten. „Jetzt haben wir alle Waffen vom Verteidigungsministerium erhalten, die wir bekommen sollten, und haben sie in den Waffenkammern gelagert“, teilte der Chef des belarussischen Zivilschutzes, Wadim Sinjawski, am Sonntag im Staatsfernsehen mit. Es seien zugleich Einheiten gebildet worden, die zusammen mit dem Militär „zur Verteidigung des Vaterlands“ herangezogen werden könnten.
Der ranghohe Beamte sprach zugleich von rund 5000 unterirdischen Anlagen, die in Belarus als Bombenschutzkeller verwendet werden könnten. Der belarussische Grenzschutz teilte derweil mit, seine Einheiten an der Grenze „wegen der verstärkten Aufklärungstätigkeit der Ukraine“ verstärkt zu haben.
Erste russische Soldaten für gemeinsame Truppe in Belarus
Derweil schickte Russland erste Soldaten für eine gemeinsame Truppe mit Belarus in das Nachbarland. „Die ersten Truppenzüge mit russischen Soldaten (...) kamen in Belarus an“, zitierte die russische Agentur Tass am Sonntag einen Sprecher des Verteidigungsministeriums in Minsk. „Die Verlegung wird mehrere Tage dauern. Die Gesamtzahl wird etwas weniger als 9000 Menschen betragen“, hieß es. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte am vergangenen Montag die Aufstellung einer gemeinsamen regionalen Truppe mit Russland bekanntgegeben. Sie solle angesichts der steigenden Spannungen die belarussische Grenze schützen. Lukaschenko dementiert, dass sein Land selbst am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine teilnehmen werde.
Vor dem Hintergrund der Spannungen mit Russland beginnt die Nato ihre jährlichen Manöver zur Verteidigung des europäischen Bündnisgebiets mit Atomwaffen. An der Übung „Steadfast Noon“ werden nach Nato-Angaben neben Deutschland 13 weitere Staaten beteiligt sein. Schauplatz ist insbesondere der Luftraum über Belgien, Großbritannien und der Nordsee.

dpa