23.04.2021, Tschad, N'Djamena: Emmanuel Macron (r), Präsident von Frankreich, flankiert von Mahamat Idriss Déby, Sohn des verstorbenen tschadischen Präsidenten Idriss Déby, kommt zu dessen Staatsbegräbnis an. (dpa)
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Im Tschad haben tausende junge Menschen in den Straßen gegen die neu eingesetzte Militärregierung und deren Unterstützung durch Frankreich demonstriert. Nach Medienberichten waren in der Hauptstadt N'Djamena bereits am frühen Dienstagmorgen in mehreren Stadtteilen Topfschlagen und Pfiffe zu hören.
Die Demonstranten forderten den Rücktritt der Militärregierung, verbrannten französische Flaggen und riefen anti-französische Parolen. Zu den Protesten unter dem Namen „Wakit Tama“ (Die Stunde ist gekommen) hatten mehreren Oppositionsparteien und Nichtregierungsorganisationen aufgerufen. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Auch das Militär soll in Teilen der Hauptstadt bereitstehen.
In der zweitgrößten Stadt des Landes, Moundou, soll ein Mann während der Proteste gestorben sein, 15 weitere Demonstranten seien verletzt worden, sagten die Organisatoren auf Facebook. Sie warfen den Sicherheitskräften vor, mit scharfer Munition vorzugehen. Die Behörden haben sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert. Sie hatten am Montag öffentliche Demonstrationen verboten.
Vor einer Woche war Tschads Langzeitherrscher Idriss Déby Itno an der Front gestorben. Wenige Stunden später wurde sein Sohn Mahamat als Präsident des Militärrats eingesetzt; er fungiert als Staatsoberhaupt und Oberster Armeechef. Die Regierung und die Nationalversammlung wurden aufgelöst. Die Opposition spricht daher von einem Militärputsch.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der Chefdiplomat der Europäischen Union, Josep Borrell, nahmen am Freitag persönlich an der Trauerfeier teil und sicherten dem zentralafrikanischen Land ihre Unterstützung zu. Für die ehemalige Kolonialmacht Frankreich und für Europa ist der erdölreiche, aber von Armut gebeutelte Tschad ein militärisch wichtiger Partner in der von zahlreichen bewaffneten Gruppen bedrohten Sahel-Region.
Frankreich und der Kongo verurteilten die „Unterdrückung der Demonstrationen im Tschad aufs Schärfste“ und forderten ein „Ende aller Formen von Gewalt“. Man unterstütze einen „inklusiven Übergangsprozess“, der allen politischen Kräften im Tschad offenstehe und das Land innerhalb von 18 Monaten zu Wahlen führe, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung nach einem Treffen zwischen Macron und Kongos Präsident Félix Tshisekedi in Paris.

dpa